CCXLIX.

[358] 1. Jung schön von art, lieblich und zart,

bistu hertzlieb ob allen.

Hertzlich dein berd, ist goldes werd,

wem soltu nicht gefallen,[358]

In zucht und ehr, lebt jetzt nit mehr,

die dir gleicht im lande,

gib dir den preis, mit höchstem fleis,

Gott behüt dich vor schande.


2. Leit deinthalb pein das hertze mein,

mit liebes band gefangen,

O bald hilff mir, mein höchste zier,

nach dir steht mein verlangen,

Mein hertz stets dicht, dein freundlich gesicht,

dein mündlein rot zu sehen,

heimlich und still, wer es dein will,

wie möcht mir bas geschehen.


3. Gesellet sich fort ewiglich,

zu dir mein hertz in trewen.

Selbst so du wilt, erzeichst dich mild,

sol mich und dich nicht gerewen,

Darumb gib dich drein, zarts fräwlein,

gantz unverletzt deiner ehren,

ich wart der zeit, starck harr und beit,

werst mich in gewehren.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 358-359.
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