Wie Fortunatus wirtt zu Constantinopel nachtz in die kamer kam zustelen vnd Lüpoldus den zu tod schlůg.

[57] Der Wirt schlief aber nit, sonder er gedacht sein fürnemen zu volbringen vnd do er sach, das das liecht erloschen was, schlof er aber durch das loch vnd kam zu Lüpoldo vnnd fienge an ym vnder dem kopff zu nusteren. nun schlieff Lüpoldus nit, der hett gar ain wolschneident messer also bloß bey ym auff der deckin ligen vnd eylentz erwuscht er das messer vnd hüwe gen jm. der dieb ducket sich, aber nitt genůg vnd verwundet jn so hartt in seinen halß, das er weder ach noch wee sprach vnnd also todt lag. Lüpoldus rüffet den knechten gar zorniklichen, sprach: warumb hond ir das liecht erlöscht?[57] Sy sagten all vnnd yeder in sonderhaitt, sy hetten es nit gelöscht. Lüpoldus sprach: gang ainer bald vnnd zünd ain liecht an vnnd stond die andern mit eüweren blossen schwertern vnder die thür vnd lond niemans hynauß. es ist ain dieb in der kamer. der ain knecht lief bald vnd bracht ain liecht, sprach: thůnd die thür wol tzu, das vnns der dieb nit entrinn, vnd fiengen an zusůchen vnd kamen gleich an das ort, da Lüpoldus gelegen was. da funden sy den wirt mit dem verwundten halß also tod ligen. do das Fortunatus hort, mügt ir wol gelauben, das er würßer erschrack dann all sein tag ye vnd sprach aber: O got, das ich ye gen Constantinopel komen byn! Nun wär es ain klaine sach, das wir alle vmb vnser gůt kommen wären, yetzund seyen wir alle vmb vnser leib vnnd gůt kommen. O almächtiger got, komm vns armen zuhilf, wann vns sunst nyemandt helffen kan noch mag. wir seyen frembd vnd das wir vnsern gelimpffen schon sagen, so wirt vns nit gelaubt. Bietten wir dann vil gelts zugeben, so gedencken sy, sy haben das leben vor verwürckt, wenn wir das nemen, so haben wir vil gelts, Es wirt vns doch sunst von ynen. Herr vnd knecht stůnden vnnd sahen den todten cörpel an vnd von not angst zitereten sy, das kainer reden kund vnd Fortunatus allermaist, wann der selb wißt, wie es ym vor gangen was zu Lunden, do der edelman in ainem hauß ermort ward, dabey er nit gewesen was, kain schuld daran hett vnd ym gantz vnwissent was. Fortunatus sprach zu Lüpoldo: O wee, wie hastu vns so übel gethon, das du den würt zutod hast geschlagen! hettestu yn verwunt byß auff den tod vnd doch nit gar tzu tod geschlagen, so wolten wir mit der hilff gots vnd mit parem gelt vnser leben fristen. Lüpoldus sprach: es ist nacht gewesen, ich wißt nit, waß ich traff. Ich slůg nach aim dieb, der mir vnder dem kopff nüstert, der vns vor das vnser gestolen hat. den hab ich troffen vnd wolte gott, das man wißt, in was gestalt er zutod erschlagen ist, so bedörften wir vns nichtz besorgen weder für leib noch gůtt. Fortunatus sprach: O wir mügen dartzů nit kommen, das wir den wirt zu aim dieb machen. seine freund lassen es nit beschehen. Vns hilffet weder red noch gelt.[58] Fortunatus gedacht in siner angst: het ich ainen gůten fründ, dem ich meinen seckel törst vertrawen vnd ym des seckels krafft kund thůn! wenn wir dann gefangen wurden vnd sagten, wie es ain gestalt gehebt hett vnnd man so lützel gelt bey vnns funde, käme denn der gůt freünd vnnd butte dem richter ain grosse somm für vns zu geben, zweiffelt mir nitt, der richter num vier oder fünfftausent ducaten vnd ließ vnns mit dem leben daruon komen. vnnd als er ym das gedacht het, Gedacht er jm wider: wem ich den seckel gib, dem wirt er so lieb, das er yn mir nitt wider gibt, vnnd wirt dem richter grosse schanckung thůn, das er eyle vnnd vns radprech, vnd das das groß mordt nit vngerochen bleyb vnd sagen: schand vnd laster wär es, wenn man sagte, daz die gest den wirdt ermort heten vnd die nit solten geradprecht werden vnnd fand also in ym selb, das nit zuthůn wäre, den seckel von ym zu geben, fieng aber an, gott gar jnnigklichen an zurüffen auß bitterem vnnd vonn gantzem grund seines hertzen. Do Lüpoldus sach, das sein herr vnd knecht so gar erschrocken vnd betrůbt warn, sprach er: wie seind ir so verzagt? hie hülffet kain trauren, die sach ist beschehenn, wir künden den dieb nymer lebendig machen. lond vns vernunfft brauchen, wie wir durch die sach kommen. Fortunatus sprach, er wißte nit zuradten, dann das er aber gedacht, warumb er nit weißhayt für reichtumb erwelet het, so er es wol het mügen tůn vnd sprach zu Lüpoldo, wißte er ettwas gůts zuradten, das er das thäte, wann er yetz wol säch, das es nodt wäre. Lüpoldus sprach: so folgent mir vnd thůnt, was ich eüch schaff, So will ich vns mit der hilff gots mit leib vnd gůt vnd on alle hyndernus von hynnen bringen. Der trostlichen wort wurden sy fro.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 57-59.
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