Wie Fortunatus vom künig Soldan zu gast geladen vnd jm groß eer erbotten ward, vnd wie er des Soldans mamelucken begabet.

[85] Als sy nun geessen hetten vnd die mamelucken, die verlogneten christen, noch ob zwelfhundert da stůnden in[85] dem sal, auff den dienst wartteten, sprach Fortunatus zum künig soldan, wa es ym nit ain mißfallen wäre, wollte er yedem mamelucken zehen Dules geben, das sind guldin pfennig, ist ainer als gůt als dreü ortt von ainem reinischen guldin. Der soldan sprach, er wöllt es lassen geschehen. Also sagt Fortunatus, das ainer nach dem andern käm, so wollt er yn allen geben, das koch vnd keller auch kämen vnd thet seinen seckel auff, das er bald darein vnd darauß wär vnd hielt den seckel vnder den tisch, das yn nyemandt gesehen möcht, wann, hett er den seckel sehen lassen, so hett man wol mügen mercken, das es ain glückseckel gewesen wär, wann in der seckel hundert wär nit halb souil gelts gegangen, als dann er so bald in kurtzer zeit außgab. Vnd do er nun yederman gegeben hett, das nyemandt mer da was, nam es den Soldan groß frembde, wie er so schwär gold het mügen ertragen, vnd het es für ain grosse eer, die er ym gethon, vnnd das er seyne mamelucken so eerlich begabt hett vnd sprach: ir seind ain eersam man vnd zympt sich wol, das man üch auch eer anthü. kommpt mit mir, ich will eüch etwas laßsen sehen, was ich hab. Vnd fůrt yn in ainen stainen turn, der gantz stainen vnd alles gewelbt was, In ain gwelb da was souil klainat von silber vnd lagen groß hauffen da vonn silberer müntze, wie man koren auffschüttet oder habern. darnach füret er yn in ain ander gewelb, das was vol guldiner klainat, darinn stůnden vil grosser truhen, die alle voller gemüntzter guldin waren. darnach fůret er yn aber in ain gwelb, das gar wol versorgt was, darinn stůnden groß kästen, die all voller kostlicher klainat waren vnd grosser zierd, so zu seinem leib gehöret, wenn er sich wollt lassen sehen in seiner künglichen maiestat, von edlem gestain, von Rubinen, Dyamanten, Saphiren, Schmaragten vnnd von schönen perlen, des alles on zal was vnd besonder so hett er zwen guldin leüchter, auff den stůnden zwen groß Carfunckel, die so schönn waren vnd so liecht, das sy bey der nacht schynen, als ob es brenn kertzen wären, daran Fortunatus wunder nam vnd hett nit vermaint, das ain kunig so vil vnnd so grosse kostliche klainat hette mügen haben, vnd lobt dem künig gar ser die[86] klainat, vnd do er hort, das sy ym also wol geuielen, sprach der künig: ich hab noch ain klainat in meiner schlaffkamer, das ist mir lieber dann alles das, das ir gesehen hond. Fortunatus sprach: was möcht das gesein, das so köstlichen wär? das will ich dich lassen sehen vnnd fůrt yn in sein schlaffkamer, die groß, schön vnd lustig was, vnd die fenster an der kamer sahen alle in das weit mör. Allso gieng der soldan über ainen kasten vnnd pracht herfür ainen gar vnachtbaren filtzhůt on har, als die münich gemainklichen tragen, so sy über land wandlen, vnd sprach zu Fortunato: der hůt ist mir lieber dann alle die klaynat, so ir gesehen habt auß der vrsach, hettt er nitt klainat, so wißt er sy doch zu überkommen. Aber ainen sollichen hůt, den wißt er nit zuwegen bringen. Fortunatus sprach: O aller genädigster herr künig, wär es nit wiber eüwer künglichen maiestat, so wolt ich geren wissen, was doch das hütlin künde oder was tugent es het, das ir es so kostlich schätzen? der künig sprach: daz wil ich dir sagen. es kost mich och groß gůt vnd mer dann dein wolgeladen gallee yetz wert ist. es hat die tugent, wenn ich daz aufsetz oder ain anderer, wo er dann begeret zusein, da ist er vnd damit hab ich vil kurtzweil, mer dann mit meim schatz, wenn ich meine diener auff das geiäg send vnd mich verlangt, das ich geren bey yn wolt sein, so setz ich mein hütlin auff vnd wünsch mich zu jn, so bin ich bey jn, vnd wo ain thyer in dem wald ist, wil ich, so byn ich bey ym vnd mag es den jägern in ir händ treyben. wenn ich dann feintschafft hab vnd meine söldner in dem veld seind, wenn ich dann wil, so byn ich bey yn. Vnd wenn ich will, so byn ich wider hye in meinem pallast, da mich alle meine klainat nit also möchten bringen. Fortunatus sprach: lebt der maister noch, der es gemachen hatt? Der künig sprach: das waiß ich nit. es was ainer von Sparga auß der stat Alamanelia, da dann noch die hochschůl von der hochen kunst der Nigromancia ist vnd geleert wirt. da was ain hoher wolgeleertter doctor in der kunst der nigromancia, dem ich auch groß gůt geben vnd yn reichlich begabt vnd mit grossen eeren wider haim gesendet hab. ob er noch leb, ist mir nit wissent. Fortunatus gedacht:[87] o möchte mir das hütlin werden, es füget fast wol zu meinem seckel!

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[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 85-88.
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