Die Versammlung in der Almannagjaa.

[164] Flose berief sofort alle seine Mannen zu einer Versammlung in der Almannagjaa. Dort fanden sich im ganzen fünf mal zwanzig Mann ein. »Was kann ich in dieser Sache für Euch thun, nach Eurem höchsten Wunsch?« fragte Flose die Sigfussöhne. Gunnar Lambesohn antwortete: »Wir werden nicht eher froh, bis diese Brüder, Nial's Söhne, gefallen sind.« Flose versetzte: »Das Versprechen gebe ich Euch Sigfussöhnen, daß ich von dieser Sache nicht ablassen will, bis ein Theil dem anderen unterliegt. Ich wünsche nun zu wissen, ob jemand unter uns ist, der nicht bis zu diesem Ende mitfolgen will.« Alle versprachen, sie wollten ihm folgen. »So tretet denn heran und schwöret mir, daß niemand sich ausschließen wird,« sagte Flose, worauf sie alle zu ihm kamen und schworen. Er fuhr fort: »Wir müssen uns ebenfalls alle unter einander durch Handschlag verpflichten, daß derjenige Gut und Leben verwirkt hat, welcher unsre Sache verläßt, bevor sie beendigt ist.« Als das endlich geschehen war, sagte Flose zu den Sigfussöhnen: »Wählt nun denjenigen zum Anführer, der Euch als der geeignetste erscheint, denn einer[164] muß an der Spitze stehen.« Ketil von Mörk erwiderte: »Sollen wir Brüder die Wahl haben, so küren wir Dich sogleich, denn Du bist ein Mann aus großem Geschlecht und ein großer Häuptling, klug und unwiderstehlich, und wir hoffen, Du wollest die Sache auf Dich nehmen zu unsrem Besten.« Flose versetzte: »Es ist billig, daß ich auf Eure Bitte hin mich bereit finden lasse; so will ich Euch denn sagen, wie wir zu verfahren haben.« Er legte ihnen nun seinen Plan vor und befahl, denselben geheim zu halten, da das Leben auf dem Spiel stehe. Selbst seinem Schwiegervater Hald wollte Flose nichts mittheilen, da er wußte, derselbe würde von jeglicher Anwendung von Macht und Gewalt abrathen. Er ließ sofort seine Pferde satteln und ritt heim, ohne auf jemand zu warten. Als die übrigen fertig waren, ritten auch sie fort, jeder zu den Seinigen.

Quelle:
Die Njalssaga. Leipzig 1878, S. 164-165.
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