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Folget die Disputation D. Fausti mit dem Geist.

[16] Doctor Faustus, nach dem er morgens zu Hauß kame, beschiede er den Geist in seine Kammer, als er dann auch erschiene, anzuhören, was D. Fausti begeren were. Vnd ist sich zu verwundern, daß ein Geist, wo Gott die Handt abzeucht, dem Menschen ein solch Geplerr kan machen. Aber wie das Sprichwort lautet, solche Gesellen müssen doch den Teuffel endlich sehen, hie oder dort.5 D. Faustus hebt sein Gauckelspiel widerumb an, beschwur jn von newem, legt dem Geist etliche Artickel für:


I. Erstlich, daß er jhm solt vnterthänig vnd gehorsam seyn, in allem was er bete, fragte oder zumuhte, biß in sein Fausti Leben vnd Todt hinein.

II. Daneben solt er jm das jenig, so er von jm forschen würd, nicht verhalten.

III. Auch daß er jm auff alle Interrogatorien nichts vnwarhafftigs respondiern wölle.


Darauff jm der Geist solchs abschlug, wegerte sich dessen, gab sein Vrsachen für, er hette keinen vollkommlichen Gewalt, dann so ferrn biß ers von seinem Herrn, der vber jn herrschete, erlangen könnte, vnd sprach: Lieber Fauste, dein Begeren zu erfüllen, stehet nicht in meiner Kur vnd Gewalt, sondern zu dem hellischen Gott. Antwort D. Faustus darauff: Wie sol ich das verstehen, bistu nit mächtig gnug dises Gewalts. Der Geist antwort, nein. Spricht Faustus wider zu jme: Lieber, sage mir die Vrsach? Du solt wissen, Fauste, sprach der Geist, daß vnter vns[16] gleich so wol ein Regiment vnd Herrschafft ist, wie auff Erden, dann wir haben vnsere Regierer vnd Regenten, vnd Diener, wie auch ich einer bin, vnnd vnser Reich nennen wie die Legion.6 Dann ob wol der verstossen Lucifer auß Hoffart vnd Vbermuht sich selbst zu Fall gebracht, hat diser ein Legion vnnd jhr viel der Teuffel ein Regiment auffgericht, den wir den Orientalischen Fürsten nennen, denn seine Herrschafft hatte er im Auffgang, Also ist auch eine Herrschafft in Meridie, Septentrione vnd Occidente, vnd dieweil Lucifer, der gefallene Engel, seine Herrschafft vnnd Fürstenthumb auch vnter dem Himmel hat, müssen wir vns verendern, zu den Menschen begeben, denselben vnterthänig seyn, Denn sonst köndte der Mensch mit allem seinem Gewalt vnd Künsten jhm den Lucifer nicht vnterthänig machen, es sey dann, daß er ein Geist sende, wie ich gesandt bin. Zwar wir haben dem Menschen das rechte Fundament vnserer Wohnung nie offenbaret, wie auch vnser Regierung vnd Herrschafft, dann nach Absterben deß verdampten Menschen, der es erfehrt vnd jnnen wirt. D. Faustus entsetzt sich darob, vnd sprach: Ich wil darumb nicht verdampt seyn, vmb deinet willen. Antwort der Geist:


Wiltu nit, so hats doch kein Bitt,

Hats denn kein Bitt, so mustu mit,

Helt man dich, so weistu es nit,

Dennoch mustu mit, da hilfft kein Bitt,

Dein verzweiffelt Hertz hat dirs verschertzt.


Darauff sagt D. Faustus, hab dir S. Veltins Grieß vnd Crisam, heb dich von dannen. Da nun der Geist entweichen wolt, ward D. Faustus von stund an eines andern zweiffelhafftigen Gemühts, vnd beschwure jn, daß er jhm auff Vesper zeit widerumb allda solte erscheinen, vnd anhören, was er jm weiter würde fürtragen, Das jm der Geist bewilligte, vnd also vor jhm verschwande7. Es ist hie zu[17] sehen deß Gottlosen Fausti Hertz vnd Opinion, da der Teuffel seyn müste, vnd doch auff seiner Halßstarrigkeit beharret.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 16-18.
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