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[22] Im dritten Gespräch erschiene dem Fausto sein Geist vnd famulus gantz frölich, vnd mit diesen gestibus vnd Geberden12. Er gieng im Hauß vmb wie ein feuriger Mann, daß von jm giengen lauter Fewerstramen oder Stralen, Darauff folgete ein Motter vnd Geplerr, als wann die Münch singen, vnnd wuste doch niemand, was es für ein Gesang war. Dem D. Fausto gefiel das Gauckelspiel wol, er wolte jhn auch noch nicht in sein Losament fordern, biß er sehe, was endtlich darauß wolt werden, vnd was es für ein Außgang gewinnen vnnd haben würde. Bald darnach wurd ein Getümmel gehört von Spiessen, Schwertern vnd andern Instrumenten, daß jn dunckte, man wolte das Hauß mit stürmen einnemmen. Bald widerumb wurd ein Gejägt gehört, von Hunden vnd Jägern, die Hund triben[22] vnd hetzten einen Hirschen, biß in D. Fausti Stuben, da ward er von den Hunden nidergelegt.

Darauff erschiene in D. Fausti Stuben ein Löwe vnd Drach, die stritten mit einander, wiewol sich der Löuw tapffer wehrete, ward er dannoch vberwunden, vnd vom Drachen verschlungen. D. Fausti Famulus sagt, daß er einem Lindwurm gleich gesehen habe, am Bauch geel, weiß vnd schegget, vnd die Flügel vnnd Obertheil schwartz, der halbe Schwantz, wie ein Schnecken Hauß, krumblecht, darvon die Stuben erfüllet, etc.

Wider wurden gesehen hinein gehen ein schöner Pfaw, sampt dem Weiblein, die zanckten mit einander, vnd bald warden sie vertragen, Darauff sahe man einen zornigen Stier hinein lauffen, dem D. Fausto zu, der nicht ein wenig erschrack, aber wie er dem Fausto zurennt, fellet er vor jm nider, vnnd verschwindt. Hierauff ward wider gesehen ein grosser alter Aff, der bot D. Fausto die Handt, sprang auff jn, liebet jn, vnd lieff die Stuben wider hinauß. Bald geschichts, daß ein grosser Nebel in der Stuben wirdt, daß D. Faustus vor dem Nebel nicht sehen kundte, so bald aber der Nebel vergienge, lagen vor jhme zween Säck, der ein war Goldt, vnd der ander Silber. Letzlich, da erhub sich ein lieblich Instrument von einer Orgel, dann die Positiff, dann die Harpffen, Lauten, Geygen, Posaunen, Schwegel, Krumbhörner, Zwerchpfeiffen vnd dergleichen (ein jeglichs mit vier Stimmen) also daß D. Faustus nicht anderst gedachte, dann er wer im Himmel, da er doch bey dem Teuffel war. Solches wehrete ein gantze Stund, daß also D. Faustus so halßstarrig war, daß er jhme fürnam, es hette jne noch niemals gerewet. Vnd ist hie zusehen, wie der Teufel so ein süß Geplerr macht, damit D. Faustus in seinem fürnemmen nicht möchte abgekehrt werden, sonder vil mehr, daß er sein fürnemmen noch freudiger möchte ins Werck setzen, vnd gedencken: Nun hab ich doch nie nichts böses noch abscheuliches gesehen, sondern mehr Lust vnnd Freuwde.[23] Darauff gienge Mephostophiles der Geist zu D. Fausto in die Stuben hinein, in Gestallt vnnd Form eines Münchs. D. Faustus sprach zu jhme, du hast einen wunderbarlichen Anfang gemacht, mit deinen Geberden vnd Enderungen, welches mir ein grosse Freuwd gegeben, Wo du also darinn wirst verharren, solt du dich alles guts zu mir versehen. Antwort Mephostophiles, O das ist nichts, ich soll dir in andern dienen, daß du kräfftigere vnd grössere Wirckunge vnnd Weiß an mir sehen wirst, auch alles das du von mir forderst, allein daß du mir die Promission vnnd Zusagung deines Verschreibens leistest, Faustus reichte jme die Obligation dar, vnd sagte, da hast du den Brieff, Mephostophiles name den Brieff an, vnnd wolte doch von D. Fausto haben, daß er eine Copey darvon nemme, das thät der Gottloß Faustus.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 22-24.
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