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D. Faustus wolte sich verheyrathen.

[25] Doctor Faustus lebt also im Epicurischen Leben Tag vnd Nacht, glaubet nit daß ein GOTt, Hell oder Teuffel were, vermeinet Leib vnd Seele stürbe miteinander,[25] vnnd stach jhn seine Aphrodisia Tag vnd Nacht, daß er jhm fürname sich Ehelich zuverheyraten vnd zu weiben. Fragte darauff den Geist, welcher doch ein feind deß Ehelichen stands, so Gott geordnet vnnd eingesetzt hat, ist, ob er sich verheyrathen möchte? Antwortet jhme der böse Geist, was er auß jhme selbs machen wölle? Item, ob er nicht an seine Zusage gedencke? Vnnd ob er dieselbige nicht halten wölle? da er verheissen, Gott vnd allen Menschen feind zuseyn.15 Zu dem, so könnte er in keinen Ehestandt gerahten, dieweil er nicht zweyen Herrn, als Gott vnd jhme, dem Teuffel, dienen könnte. Dann der Ehestand ist ein Werck deß Höchsten, wir aber seind dem gar zuwider, denn was den Ehebruch vnd Vnzucht betrifft, das kommt vns allen zu gutem. Derohalben, Fauste, sehe dich für, wirst du dich versprechen zuverehelichen, soltu gewißlich von vns zu kleinen Stücken zerrissen werden. Lieber Fauste, bedencke selbsten, was vnruh, Widerwillen, Zorn vnd Vneinigkeit auß dem Ehelichen standt folget? D. Faustus gedacht jhme hin vnnd wider nach, wie aller Gottlosen Hertzen nichts guts gründen können, vnd der Teuffel dieselbigen leytet vnd führet, Endtlich im nachdencken forderte er seinen Münch, da ohne das der München vnd Nonnen art ist, sich nit zuverehrlichen, sondern verbieten vielmehr dieselbige, Also auch D. Fausti Münch trieb jhn stetigs davon ab. Darauff sagt D. Faustus zu jhme: Nun wil ich mich Verehlichen, es folge drauß gleich was es wölle. In solchem Fürhaben gehet ein Sturmwindt seinem Hauß zu, als wolte es alles zu Grunde gehen, Es sprangen alle Thüren auff auß den Angeln, in dem wirt sein Hauß voller Brunst, als ob es zu lauter Aschen verbrennen wolte. D. Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab, da erhaschet jn ein Mann, der wirfst jn wider in die Stuben hineyn, daß er weder Hände noch Füsse regen kundt, Vmb jhn gieng allenthalben das Feuwer auff, als ob er Verbrennen wolte, Er schrey seinen Geist vmb Hülff an, er wolte nach allem seinem Wunsch, Raht vnd That leben. Da erschiene jhm der Teuffel Leibhafftig, doch so grawsam vnd erschrecklich, daß er jn nicht ansehen kundt, Im antwort der Teuffel, sagende: Nun sage an, was Sinns[26] bistu noch? D. Faustus antwortet jhm kürtzlich, Er habe sein Versprechen nicht geleystet, wie er sich gegen jhm verlobt, vnnd habe solches so weit nicht außgerechnet, bate vmb Gnad vnnd Verzeihung, Der Satan sagt zu jhm mit kurtzen Worten: Wolan so beharre hinfort darauff, Ich sage dirs, Beharre darauff, vnd verschwande.

Nach diesem kame der Geist Mephostophiles zu jme, vnd sagte zu jhme: Wo du hinfüro in deiner Zusagung beharren wirst, sihe, so wil ich deinen Wollust anders ersättigen, daß du in deinen Tagen nichts anders wünschen wirst, vnd ist dieses: So du nit kanst Keusch leben, so wil ich dir alle Tag vnd Nacht ein Weib zu Bett führen, welche du in dieser Statt, oder anderßwo ansichtig, vnd die du nach deinem Willen zur Vnkeuscheit begeren wirst, In solcher Gestalt vnnd Form sol sie bey dir wohnen.16

Dem D. Fausto gieng solchs also wol ein, daß sein Hertz für frewden zitterte, vnd rewte jn, was er anfänglich hatt fürnemmen wöllen, Geriehte auch in eine solche Brunst vnd Vnzucht, daß er Tag vnnd Nacht nach Gestalt der schönen Weiber trachtete, daß, so er heut mit dem Teuffel Vnzucht triebe, Morgen einen andern im Sinn hatte.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 25-27.
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