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Am Aschermitwochen der rechten Faßnacht.

[93] Am Aschermittwochen der rechten Faßnacht, kamen die Studenten als beruffen Gäste, widerumb in D. Fausti Hauß, da er jnen ein herrlich Mahl gab, vnd sie tapffer sangen, sprangen, vnd alle Kurtzweil trieben. Als nu die hohe Gläser vnd Becher herumb giengen, hebt D. Faustus sein Gauckelspiel an, also daß sie in der Stuben allerley Seitenspiel hörten, vnd doch nit wissen kundten, woher es kame. Dann so bald ein Instrument auffhörete, kam ein anders, da ein Orgel, dort ein Positiff, Lauten, Geigen, Cythern, Harpffen, Krumbhörner, Posaunen, Schwegel, Zwerchpfeiffen, in Summa allerley Instrumenta waren vorhanden, in dem huben die Gläser vnd Becher anzuhüpffen. Darnach name D. Faustus einen Hafen oder zehen, stellete die mitten in die Stuben, die huben alle an zutantzen, vnd an einander zustossen, daß sie sich alle zertrümmerten, vnd vndereinander zerschmetterten, welches ein groß Gelächter am Tisch gabe. Bald hebt er ein ander kurtzweil an. Dann er ließ einen Göcker im Hof fangen, den stellt er auff den Tisch. Als er jm nun zutrincken gab, hube er natürlich an zupfeiffen.[93] Darnach hub er ein ander Kurtzweil an, setzte ein Instrument auff den Tisch, da kam ein alter Aff in die Stuben, der machte viel schöner Täntze darauff. Als er nun solche Kurtzweil triebe, biß in die Nacht hinein, bat er die Studenten, sie wolten bey jhme bleiben, vnd mit jhme zu Nacht essen, er wolte jhnen ein essen Vögel geben, hernach mit jhnen in der Mummerey gehen, welches sie jhme auch leichtlich bewilligten. Da name D. Faustus ein stangen, reckte die für das Fenster hinauß, alsbald kamen allerley Vögel daher geflogen, vnd welche auff die stangen fassen, die musten bleiben, da er nun ein guten theil der Vögel gefangen hette, halffen die Studenten jme dieselbigen würgen vnd ropffen. Das waren Lerchen, Krammatsvögel, vnd vier Wildenten, als sie nun abermals tapffer gezecht, seind sie miteinander in die Mummerey gangen. D. Faustus befahle, daß ein jeder ein weiß Hembd anziehen solte, vnd jn alsdann machen lassen. Solches geschah. Als nun die Studenten einander ansahen, gedäuchte einen jeglichen, er hette keinen Kopf, giengen also in etliche Häuser, darob die Leut sehr erschracken. Als nun die Herrn, bey welchen sie das Küchlein geholet, zu Tisch gesetzt, da hatten sie jren schein widerumb, vnd kennete man sie darauff alsbald. Baldt darnach verenderten sie sich widerumb, vnd hatten natürliche Eselsköpff vnd Oren, das triben sie biß in die mitternacht hinein, vnd zogen alsdann ein jeder wider in sein Hauß, machten auff diesen Tag ein end an der Faßnacht, vnd giengen schlaffen.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 93-94.
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