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Von der Helena auß Griechenland, so dem Fausto Beywohnung gethan in seinem letzten Jahre.

[108] Darmit nun der elende Faustus seines Fleisches Lüsten genugsam raum gebe, fällt jm zu Mitternacht, als er erwachte, in seinem 23. verloffenen Jar, die Helena aus Grecia, so er vormals den Studenten am Weissen Sonntag erweckt hatt, in Sinn, Derhalben er[108] Morgens seinen Geist anmanet, er solte jm die Helenam darstellen, die seine Concubina seyn möchte, welches auch geschahe, vnd diese Helena war ebenmässiger Gestalt, wie er sie den Studenten erweckt hatt, mit lieblichem vnnd holdseligem Anblicken. Als nun Doct. Faustus solches sahe, hat sie jhm sein Hertz dermassen gefangen, daß er mit jhr anhube zu Bulen, vnd für sein Schlaffweib bey sich behielt, die er so lieb gewann, daß er schier kein Augenblick von jr seyn konnte, Ward also in dem letzten jar Schwangers Leibs von jme, gebar jm einen Son, dessen sich Faustus hefftig frewete, vnd jhn Iustum Faustumnennete. Diß Kind erzehlt D. Fausto vil zukünfftige ding, so in allen Ländern solten geschehen.65 Als er aber hernach vmb sein Leben kame, verschwanden zugleich mit jm Mutter vnd Kindt.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 108-109.
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