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Doctor Faustus besprach sich mit seinem Diener deß Testaments halben.

[110] Als nu das Testament auffgericht war, berüfft er seinen Diener zu sich, hielt jm für, wie er jhn im Testament bedacht habe, weil er sich die zeit seines Lebens bey jm wolgehalten, vnd seine Heimligkeit nicht offenbaret hette, Derhalben solte er von jhme noch was bitten, dessen wölle er jhn gewehren. Da begerte der Famulus seine Geschickligkeit. Darauff jme Faustus antwortet: Meine Bücher belangendt, sind dir dieselbigen vorhin verschaffet, jedoch daß du sie nicht an Tag[110] kommen wöllest lassen, Sondern deinen Nutzen darmit schaffen, fleissig darinnen studieren. Zum andern, begerestu meine Geschickligkeit, die du ja bekommen wirst, wann du meine Bücher lieb hast, dich an niemandt kehrest, sondern darbey bleibest. Noch, sagt Doctor Faustus, dieweil mein Geist Mephostophiles mir weiter zu dienen nit schüldig, derhalben ich dir jn nit verschaffen mag, so wil ich dir doch einen andern Geist, so du es begerest, verordnen. Bald hernach am dritten Tage berüfft er seinen Famulum wider, vnd hielte jm für, wie er einen Geist wolte, ob er noch deß Vorhabens were, vnd in was Gestalt er jm erscheinen sol. Er antwortet: Mein Herr vnd Vatter, in Gestalt eines Affen, auch in solcher grösse vnd Form. Darauff erschiene jme ein Geist, in gestalt vnd form eines Affen, der in die Stuben sprange. D. Faustus sprach: Sihe, jetzt sihestu jn, doch wirt er dir nicht zu Willen werden, biß erst nach meinem Todt, vnnd wann mein Geist Mephostophiles von mir genommen, vnd jhn nicht mehr sehen wirst, vnd so du dein Versprechen, das bey dir stehet, leystest, so soltu jn nennen den Auwerhan, denn also heisset er. Darneben bitte ich, daß du meine Kunst, Thaten, vnd was ich getrieben habe, nicht offenbarest, biß ich Todt bin, alsdenn wöllest es auffzeichnen, zusammen schreiben, vnnd in eine Historiam transferiren, darzu dir dein Geist vnd Auwerhan helffen wirt, was dir vergessen ist, das wirdt er dich wider erjnnern, denn man wirdt solche meine Geschichte von dir haben wöllen.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 110-111.
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