XIV. Der verzeihete Diebstall.

[20] Kurtz drauff setzet sich Alli Pisseling sambt andern Officiren in den Magazinen / die auff Pinno stehen /zu Tische / und alle Anwesende legen ihre Röcke und Schuh ab; welche Fontimama ohn Verzug seinen Cammeraden hin zu partiren wuste: Er für sein Persohn / blieb immer in der Kammer / und wartete auff /so das Pisseling und die andere Gäste / denen Alli des Fontimama Possen und Streiche erzehlet hatte / ihn kein Augenblick vermisseten. Wie sie auffstehen /und weggehen[20] wollen / befinden sie sich in die Zahl der Rocklosen und ungeschueten eingeschrieben. Einer sahe den andern an und nachdem sie lustig oder jähzornig / liessen sie die Gebärde blicken. Sie haten zwar keinen Schein an Fontimama / aber doch verursachte dasjenige / was Alli ihnen von ihm erzehlet einen Argwohn / er müsse ihnen den Possen gerissen haben; so daß aller Augen flammend auff ihn gerichtet waren. Alli Pisseling / der selbsten nicht anders muhtmassete / aber doch nicht begreiffen konte / wie es zugegangen / weil er nicht weg gewesen; rieff ihn allein / und sprach: Fontimama / ich weiß / daß du /und niemand anders das Guht gestohlen / wiewohl ich nicht weiß / was du für Mittel dazu gebraucht: Wolan / er sey dir alles geschencket / gib mir nur meine Schuh und Rock wieder / und als denn komm herein /und erzehle / wie du solches gemachet; Ich schwere dir / es soll dir kein Leyd wiedefahren. Fontimama fraget: Herr / ist Parol dabey? Alli antwortet: Parol /griff damit an seinen Bart / welches die höchste Bekräfftigung. Fontimama führete seinen Herrn nur in ein Neben-Kammer / da lag aller Bettel unter alt Segeltuch. Also kam Alli Pisseling wieder zur Gesellschafft / und erzehlte ihnen / was er außgerichtet / vermochte auch so viel bey den andern / daß ein jeder seinen Rock und Schuh von Fontimama lösen muste.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 20-21.
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