XVI. Der gefährliche Diebstall.

[23] Es hat sich von Anno 1638 in Algiers ein Mann im Sclaven-Stande auffgehalten / welchen wir / nach seinen Sclaven-Nahmen Jacoma nennen wollen; Dieser hielte ein Tabern auff / und brennete[23] Brandtwein. Einsmahls kombt Fontimama gegen Abend zu ihm /und trincket / welches zu verwundern / sieben halb Nössel Brandtweins / sitzet also biß gegen Mitternacht. In so voller Weise gehet er mit einem kurtzen Kuh-Fuß / Zange / und andern Gerähte auffs Mausen auß / kombt aber so bald nicht für der Thür hinauß /da begegnet ihm die Wache. Denn es ist gebräuchlich / daß alle Nacht 150 Mann die Runde gehen / welche sie nun auff der Gassen ertappen / die nehmen sie gefangen: Sind es Sclaven / so werden sie dem Divan zu erkennet / sind es Mohren oder Türcken / die ohne Lattern gehen / werden auff Cassabaa gefangen gesetzt / und kommen ohn 100 Schläge nicht loß. Imgleichen auch / so werden die Gassen die Nacht über verschlossen / wie den zu solchem Ende allenthalben Thoresein. Wenn aber die Wache passiret / bleiben solche so lange offen / biß sie wieder zurücke kombt /welches etwa nach zwo Stunden geschicht. So bald Fontimama die Wache vermerckte / warff er sich zur Erden / und wickelte sich zusammen / lag auch so lange still / biß die Wache / die ihn für einen Stein ansahe / fürüber war. Da stund er auff / und passirte die Thore / von Babel Bahar biß in die Juden-Gasse /die nach Babel-Sund hinan gehet. Hie brach er in einen Schneider-Winckel / da er vorigen Tages Geld zehlen gehöret / und köstliche Kleider hengen gesehen / und nam / (weil das Geld weg gebracht war /) ein Paquet zu sich von schönen Seidnen / Sammetten /und andern köstlichen Kleidern / als er eben schleppen könte: Damit aber der Schneider seiner gedencken möchte / ließ er etwas daselbst liegen / welches ihm zu schwer mit zutragen war / legte auch einē gutē Strick dabey nieder / und gieng davon;[24] kam also glücklich wieder nach Jacoma Tabern / von da er folgendes Tages das Guth nach dem Bain schlepte / dem Guardian sein Theil (dafür / daß er ihn die Nacht auß dem Bain gelassen) gab / und folgend zu Gelde machte / was er erbeutet. Bey dem Schneider / den er visitire hatte / mangelte es wenig / daß er nicht den Strick auffgenommen / und sich erhäncket hätte.

Es ließ sich endlich ansehen / daß es Fontimama gleich gülte / welchen er bestall: Denn er kam einsmahls zu vorgedachten Jacoma / und begehrte die Nacht über in seiner Tabern zu schlaffen. Nun hatte Jacoma eine grosse Kiste stehen / und etwa 2000 Rthlr. Geldes drin; welcher Gestalt es aber Fontimama gemercket / kan ich nicht wissen. Ob ihm nun wol Jacoma einen Orth anwiese / da er schlaffen solte / so blieb er gleichwohl auff der Kiste liegen; welches Jacoma verdächtig fürkam / und also die Nacht über heimlich Wach hielte. Umb Mitternacht nahm Fontimama seine Künste herfür / war aber noch nicht weit kommen / alß Jacoma schon mit einem guten Prügel ihn besuchte; also ward er braun und blau geklopffet /und dem Hause außgejaget / hat auch nach der Zeit das Hertze nicht gehabt wieder zu kommen.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 23-25.
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