XCI. Die listige Köchin.

[178] An einem gewissen Orth hatte der Pastor den Schultzen zu gaste gebeten / sagte derwegen zu der Köchin /sie solle ein paar Hüner braten / die Köchin hatte den Knecht zum Bräutigam / der muste die Braten wenden / dieser tunckete zu Zeiten in das abgedrüppete Fett /das schmeckete ihm so wol / daß Er nolens volens gezwungen ward die Hüner anzugreiffen.[178] Die Magd wolte den Bräutigam gern bey Ehren erhalten / erdachte alsobald einen Ranck. Der Schultze kam an /die Köchin hieß ihn wilkommen / und sagte! Mein lieber Schultze mich Jammert euer / wie das; fragte Er? Sie sprach: Ich habe gehöret / ihr habet unserm Herrn einsten was zu wieder gethan / alß hat er beschlossen / nachdem ihr wolgegessen und getruncken / wil er euch beyde Ohren abschneiden / der Schultze sagte: So mag Er sein Gastgeboth allein behalten /und gieng zum Hause auß. Indem dieser wegging /lieff die Köchin zur Stuben ein / rieff dem Herrn / und sagte / wie der Schutze in die Küche gekommen /beyde Hünner vom Spieß genommen und zum Hauß außgangen / der Pastor lieff zu der Haußthür / rieff dem Schultzen nach / und sagte: Nur eins / nur eins (scilicet solte er wieder geben) der Schultze aber sprach: Nein / ich wil sie beyde behalten (meynte die Ohren) und lieff was erlauffen kunte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 178-179.
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