XCVII. Der listige Fuhrmann.

[193] Man erzehlet / es habe einer aus einem Ober-Teutschen Dorff / Nahmens N. Bock / auff der Landstrassen zu fahren pflegen / und da er von einem gefragt ward / was er mit dem grossen Hund thäte / den er bey sich hätte? Antwortet dieser / so ein arger Schalck war / er habe Commission solcher Hunde funfftzig für einen Edelmann zukauffen / und er wolte gern einem ein Tranckgeld spendiren / der sie ihm bey einander brächte.[193] Diesen guten Gesellen dauchte / das Geld wehre leicht zu verdienen / nahm ein Reichsthaler auf die Hand / und versprach ihm in 14 Tagen die genannte Zahl Hund / einen umb 3 Kopffstücke / wie sie accordirten / zu liefferen. Der Fuhrman fuhr also seines Weges forth / der ander aber bemühete sich fast sehr / daß er seine Liefferung thun könte / brachte auch in 8 Tagen alle Hunde zusammen / thät sie beyeinander in einen Stall / und muste sie auf eignen Kosten halten / biß der Käuffer wieder / die 14 Tag gingen herumb / es kam kein Käuffer / und die Hunde wolten viel fressen / es ward dem gutem Samler bang / der Käuffer wurde seine Hunde nich abholen / wie es dann geschahe / über 8 Tage nach den verflossenen viertzehen / kam der Käuffer / doch gar anders / nicht als ein Fuhrman / sondern als ein Both / hatte ihm den Bart auff Frantzösisch scheren lassen / und mit etwas Wachs das eine Auge zugekleibet / daß man gemeinet / er hätte nur eins / ließ ihm im Wirthshauß ein halb Maaß Bier langen / unterdessen musicirten die Hunde so gut sie es gelernet; Der Both fragte den Wirth /was das für eine Music währe? Der Wirth antwortet /es sey für drey Wochen ein Fuhrman durchgefahren /der habe einem guten Tropffen einen Thaler auff die Hand gegeben / daß er ihm 50 Hunde solte zusammen bringen / und die Anzahl sey schon viertzehen Tage beyeinander gewesen / haben den guten Gesellen schon für fünff Gulden Brod gefressen / und es habe ihm dem Bothen ganz ähnlich gesehen / und wann er zwey Augen hätte / wolte er glauben / daß ers selbsten wehre; Er aber hat es gar weit von sich geschoben /dem Wirth sein Bierbezahlt / und sich fort gemacht /seinen Fuhren nach / welche er durch einen andern Weg neben dem Dorff hatte vorauß geschickt. Hat also die Hunde lassen fahren / und seinen Thaler lieber nicht wieder fodern wollen /[194] als 5 Floren für Brodt / und 50 Floren für die Hunde zahlen. Der Verkäuffer und Samler hat seine 5 Floren zerschmeltzen müssen / und einem jeden seinen Hund an Bezahelung wieder gegeben.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 193-195.
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