CXIV. Der überlistete Quacksalber.

[246] Im Jahre 1621 befand sich Braguetta mit der berühmten Isabella Andreyni / und seiner gantzen Italiänischen Compagnia zu Lyon / welcher / ob er wol verschlagen gnug / doch durch einen Nahmens Pancerotte /[246] betrogen worden ist. Dann / dieweil er nicht allein auff dem dem Platz du Change seine Salben verkauffte / und sein Gauckelwerck triebe / sondern auch Comödien agirte / und damit viel Gelds zusammen brachte: So wolte er eine Fürhang vor sein Theatrum mahlen lassen / kunte aber mit dem Mahler / des Lohns halber / nicht eins werden. Welches / als es obgedachter Pancerrotte vernimmet / so gehet er zum Braguetta / und sagt: Er were ein Mahler / mit Verspechen / seines Fleisses / ihn vergnügt zu machen. Braguetta kompt mit ihm überein / gibt ihm auf die Hand an Geld drey Pistolen / sambt dem Leinwand darzu / und Pancerotte verspricht / solchen Fürhang /wol und gebührlich zur Zierde seines Theatri / verfertiget / innerhalb 8 Tagen zulieffern. Es gehen aber wol drey Wochen vorbey / daß Braguetta nichts von jenem vernimbt / biß er ihn endlich in der St. Johannes-Gassen antrifft / und ihn fragte / ob das grosse Tuch oder Fürhang / zu seinem Spiel oder Schauplatz / gemahlet? Und so es nicht sey / daß er ihm die Lein wand sampt den dreyen Pistolen / widergeben solle. Pancerotte / sagte zu ihm / wie daß der sich betriege /und ihn vor einen andern halte: Dann er kein Mahler /sondern ein Schuster were / und wiese ihm ein neues paar Schuh / so er unter seinem Arm hatte / sampt einem Maßstab. Unser Braguetta / als er lang mit dem Pancerotte disputirt / und ihme tausenderley Injurien angehenckt hatte / muste also zufrieden seyn / weiln er nichts mit ihm außrichten kunte. Unter denen so ihnen zusahen / sprach einer / ich verspüre wol was es ist: Ein Betrieger / hat einen Charlatan / daß ist /einen Gauckler / Seylfahrer / Tyriackskrämer / Comödianten / etc. ertappet.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 246-247.
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