CLIII. Der betrogene Reuter.

[335] Ein boßhaffter Reuter ritte mitten in Kriegs-Zeiten auffs Freybeuten auß / und traff auff dem Felde ungefähr einen armen / jedoch nicht gar einfältigen Bauren an / welcher die Contribution / einer Dorffschafften nach der Stadt bringen wolte / der Reuter redete ihn trotzlich an / er müsse ihm alles Geld / so er bey sich hätte / einlieffern / oder des Todes gewärtig seyn. Ich bin ein armer Haußmann / sprach der Bauer / und so ihr mir dieses Geld nehmet müste ichs unserer Gemeinde wieder erstatten / worzu sich meine geringe Haabseeligkeit lange nicht erstrecket; Der Reuter aber wolte mit dieser Entschüldigung lange nicht zu frieden seyn / sondern zeigte dem Bauren eine gespante Pistolen / und sprach gib Geld / oder ich zünde loß /wans den also sein muß / war des Bauren Antwort /so muß ich mich in die Zeit schicken / jedoch bitte ich euch / mein Freund / erzeigt mir den Gefallen / und schisset mir mit einer Pistollen durch den Hut / damit ich meinen Nachbarn zeigen möge / daß ich eine Gewalt außgestanden habe / nachdem man der Soldat die eine Pistol solcher Gestalt gelöset /[335] ersuchte ihn der listige Bauer / er möchte ihm die Kugel auß der andern Pistol durch die Zipffel des Rocks jagen / so würden seine Lands-Leute darauß erkennen / in was Noth er gewesen wäre / der Reuter wilfahrete ihm auch in diesem Stücke / aber zu seinem eigenen Schaden / dann alß der Bauer sahe / daß sich der einfältige Reuter verschossen hatte / fassete er das Pferd mit der lincken Hand beym Zügel / und mit der rechten grieff er dem Reuter nach dem Fuß / warff ihn so ungewaschen von der Mähre / daß ihm hören und sehen vergieng / setzte sich darauff geschwinde in den Sattel /und kam an den Orth / wo er sein Gewerbe abzulegen hatte / reitend an erzehlete auch die Ursache dessen so umbständlich / daß die Obrigkeit ihn nicht allein von seiner That frey erkante / sondern über dem noch / ihn mit dem Pferd / welches er dem einfältigen Reuter solcher Gestalt abgenommen hatte / regalirte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 335-336.
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