CLXXV. Der schlaue Soldat.

[391] Noch viel listiger ist folgendes: Drey arme Soldaten wahren auß dem Krieg wieder kommen / ich sage aus dem Krieg / daß ist ohne Geld / übel[391] bekleidet / und ohne Unterhalt. Dieser einer sagt zu dem andern / sie solten ihm folgen / und nur Zeugen sein dessen / was sich begeben wurde / so wolte er so viel Spanisches Tuchs / als zu Bekleidung ihrer von nöhten / zu wegen bringen. Der Vorschlag war / diesen Gesellen angenehm / und willigten in die Zeugschafft / wenn sie auch falsch sein solte. Der den Anschlag gemachet / führet sie in einen Tuchkram eines neuen Christen (Christianos Nuevos) also werden die Portugesen genennet / welche Juden von Geburth / wegen der Handlung aber sich zu dem Christlichen Glauben bekennen. Er fraget nach dem Gewandt unterschiedlicher Farben / suchet eines herauß / und feilschet es / nachdem er es wol besehen und gefühlet / auch ein kleines Creutzlein mit dem Bildnüß unsers Heylands / in Hinschiebung des Tuchs verborgen / legte er wenig genug darauff; Wol wissend / daß es der Kramer vor in so geringem Werth nicht verkauffen konte. Der Tuchhändler sagte nun / daß des Gelds / gegen so guter Waar / zu wenig / und indem er das Gewandt wieder zusammen rollen will / wirfft er das Creutzlein auff die Erden. Hierüber schreyen nun die Soldaten / daß er aus Jüdischer Gotts-Lästerung und Verachtung unsers Seeligmachers sein Bildnüß für die Füsse geworffen / welches sie dem Inquisitori oder Ketzermeister anzeigen musten / der ihn ob dieser That auf den Scheiderhauffen würde setzen laßē etc. Solchergestalt machen sie diesem Krämer / wieder welchen zuvor der Verdacht war / daß er Judaisirede / so bang und angst / daß er sie nach ihrem Willen / gegen Versprechen diesen Verlauff niemand zu offenbahren / gekleidet.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 391-392.
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