CLXXXIX. Die überlistete Klugheit.

[413] Monodemus, ein scharffsinniger Weltweiser / war in Verdacht / daß er seinen leiblichen Vater mit Schlägen / unverantwortlicher weis / beleidiget hätte: Weilen man aber / aus Ermangelung des Beweiß / auff den Grund nicht kommen kunte / auch sein Vater /was etwa unziemlich vorgangen / aus grosser gegen dem Sohn tragender Liebesneigung / verschwiegen? wurde Alexinus ein verschlagener und zugleich verschalckter Sophist, angelernet / Monodemum, damit diese abscheuliche Unthat nicht ungestrafft durch- und hingehe / Gerichtlich vorzunehmen / und vermöglich dahin[413] zu gehen / wie er den Beklagten / mit seinen eigenen Worten fangen / und zur Bekäntnüß bringen.


Frag an statt der Klage.


Monodeme? Hast du aufgehört / deinen Vater zu schlagen?


Antwort:


Ich habe weder auffgehört noch angefangen.


Weitere Urgirung:


Er solte hierauff Ja oder Nein antworten.


Weitere Erklärung.


Seye allbereit verstanden / und hätte man etwas Wiedriges wider seine Persohn vorzubringen / so müsse solches mit ordentlicher Klag / und nicht mit einer so nachdencklichen und verschraubten Frag /beschehen. Wormit er dem arglistigen Alexino0 durch den Sinn gefahren und überwunden; Da doch Alexinus ihme den Obsieg des Rechtens eingebildet hat: Dann hätte Monodemus geantwortet / er hätte auffgehöret / seinen Vater zu schlagen / so wäre sein Bekäntnüß am Tag / daß er seinen Vater geschlagen; Hätte er aber geantwortet / daß er nicht auffgehört / so würde hieraus erscheinen / daß er noch in Beharrung dieser straffmäßigen Ungebühr verblieben seye.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 413-414.
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