CCXI. Die Bauren List.

[439] Es ist noch nicht lange / daß etliche Zöllner in Franckreich eine Aufflage / nehmlich auf jedes Pfund einen Creutzer wieder eingeführet / die doch kurtz zuvor / in Betrachtung / daß es zu des gemeinen Manns Verderben gereichet / und nur die / so von gemeinem Nutzen leben / reich macht / abgeschafft worden. Als nun ein Baur etliche Sachen in die Stadt Roan getragen / wurde er unterm Thor aufgehalten /und gepfändet / biß diese Aufflag bezahlet / dannenhero nahm er sich für / diesem Zöllner auch eines anzumachen / machte demnach etliche Eßwaaren zusammen / und weil etliche Bauren Span-Säu in Säcken trugen / hat er eine davon genommen / und einen Hund dafür hineingethan / und den Sack unzugebunden gelassen. Wie er nun abermals wegen des Zolls unter dem Thor aufgehalten worden / und sich wegen des Preises verglichen / sagte er zu dem Zöllner: mein Herr / ich habe jetzund kein Geld bey mir / weil ihr mich aber wol kennet / daß ich euch das vorigemahl richtig bezahlt / so bitte ich euch / ihr wollet mir erlauben / in die Stadt zugehen / und Geld zu lösen /und behaltet unterdessen diesen Sack und meine Span-Sau zum Pfande. Der Zöllner ließ ihm den Sack ins Vorhauß thun / und ihn Geld auffzubringen hingehen. Als er nun hinweg war / und[439] niemand Acht auff den Sack hatte / so nicht zugebunden gewest / machte sich der Hund loß: Bald hernach kam der Bauer mit dem Geld / und forderte seine Span-Sau wieder: Wie er sie aber nicht in dem Sack gefunden / drohete er dem Zöllner / er wolte ihn verklagen / daß er ihm seine Span-Sau bezahlen müsse. Damit nun der Zöllner seiner loßkommen möchte / muste er ihn ohne Bezahlung des Zolls gehen lassen.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 439-440.
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