Der Palmbaum

[190] Simon Dach.


Annchen von Tharau ist, die mir gefällt,

Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.


Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz

Auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz.


Annchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,

Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!


Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,

Wir sind gesinnet, bei einander zu stahn.


Krankheit, Verfolgung, Betrübniß und Pein,

Soll unsrer Liebe Verknotigung seyn.


Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,

Je mehr ihn Hagel und Regen anficht,[190]


So wird die Lieb in uns mächtig und groß,

Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.


Würdest du gleich einmal von mir getrennt,

Lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt;


Ich will dir folgen, durch Wälder, durch Meer,

Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.


Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,

Mein Leben schließ ich um deines herum.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 190-191.
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