Galantes dreißigjähriges Kriegslied

[342] Amor, erheb dich edler Held!

Begebe dich mit mir ins Feld,

Frisch auf!

Mein Liebchen ist gerüst'

Als ob sie mit mir streiten müst',

Sie hat nichts Guts im Sinn.[342]


Jezt zieh ich wider die ins Feld,

Die mir die Liebst ist in der Welt,

Frisch auf!

Gott weiß, ich bin bereit,

Mit ihr zu leben ohne Streit,

Wenn sie nur selber wollt'.


Was all ihr Gott verliehen hat

Vor andern Frau'n aus großer Gnad,

Frisch auf!

Das setzt sie wider mich,

Mich zu vertilgen eigentlich,

Der ich doch nichts verschuldt.


Ihr Leib von Gott gar schön bereit

Die Festung ist, darum ich streit',

Frisch auf!

Ihr zarte Brüstelein

Zwei mächtige Basteien sein,

Worauf sie sich verläßt.


Ihr Fähnlein ist der Uebermuth,

Damit sie mich verachten thut.

Frisch auf!

Ihr zarter rother Mund,

Ist Spieß und Schwerdt, so mich verwundt,

Ja öfters bis in Tod.


Trabanten, Fußknecht, Reiterei

Sind Ungnad, Falschheit, Tirannei.

Frisch auf!

Ihr klare Aeugelein,

Die sind zwei Feuerkügelein,

Damit sie mich verblendt.[343]


So Gott mir gönnet Glück und Preis

Daß ich das Fähnlein niederreiß,

Frisch auf!

Ich hoff' damit zu sieg'n,

Herzlieb, du mußt doch unterlieg'n

Und geben mir den Preis.


Die Waffen sind, womit ich streit,

Kunst, Tugend, Ehr und Frömmigkeit,

Frisch auf!

So soll ihr Spies und Schwerd

So mich vor Zeiten hat versehrt

Meinen Schaden machen heil.


Denn nimmer hast du die Gewalt,

Daß sich dein List gen mir erhalt,

Frisch auf!

Geliebt dir Frömmigkeit,

Kunst, Tugend, Ehr, so wird der Streit

Durch mich gewonnen seyn.


Wo aber du nach Reichthum freist,

Schau, daß du nie den Kauf bereust,

Frisch auf!

O Weh! Ein alter Mann

Hat einen Sack voll Thaler an,

Der wird dich führen hin.


Ein wenig denke nach, mein Schatz,

Eh du kömmst auf den Musterplatz,

O Weh!

Wenn du mich nun besiegst,

Und dann bei deinem Alten liegst,

Wie wird dir sein zu Muth![344]


Herzallerliebstes Engellein,

Bedenk, was dir zu thun mag sein,

O Weh!

Wirst du einmal verführt,

Mein junger Leib dir nimmer wird,

Du bringst mich auch in Tod.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 342-345.
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