Funfzehntes Kapitel

Unterhaltung der Reisenden in den Pontinischen Sümpfen

[439] Die eine charakteristische Ansicht von Italien mag genügen; zu dem Schlusse des Briefes müssen wir aber bemerken, daß er den beiden zum Schreiben gar mancherlei Veranlassung gab. Er hatte die Methode, mit Fähigkeiten aller Art die Klingenprobe zu machen, etwas von ihnen zu fordern, was gewöhnlich nicht gefordert werden kann, um ihren Umfang und ihre Dauer ganz zu kennen. So sollten sie ihm im Wagen fertige Tragödien schreiben, besonders gab er ihnen dazu einen Stoff, der ganz sonderbar war, und den sie gleich ausführten. Er setzte eine Fürstin nach Italien, die sich in einen schönen griechischen Schiffsknaben verliebt hätte, und die von ihrem Minister in ihr Land zurückgerufen wurde. Der Kammerjunker lachte erstaunlich, wenn er sich den fischköpfigen Primaner, dies tölpelhafte Ungeheuer, als einen solchen Liebling dachte. »Beim Werke«, sagte der Minister, »nehmen Sie darauf Rücksicht, daß in ihm erste, in ihr letzte Liebe wirkt, daß sie in einer Masse von Verhältnissen höherer Art gelebt hat, wovon der Grieche nichts versteht, so daß ein großer Teil ihrer Bildung brach liegen mußte, der auch seinen Umgang sucht; diesen wollen viele unverschämte geldgierige Künstler ausfüllen, dies letztere muß Ihnen lustige Szenen geben.« – So entstand sehr schnell die folgende kleine Tragikomödie vom


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Romane und Erzählungen. Bde. 1–3, Band 1, München 1962–1965, S. 439.
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