Wie die sieben Schwaben ein Siegeszeichen errichten und in Frieden und Freuden in Ueberlingen einziehen.

[181] Nachdem die sieben Schwaben das Abenteuer glücklich überstanden, wären sie bald einander selbst in die Haare gekommen. Der Seehaas nämlich that Meldung vom Bärenfell, und sagte, daß es abgeredtermaßen billig ihm gehöre, denn er sei es doch, der sie alle angeführt habe (worauf[181] auch die Zigeunerin bildlich angespielt.) Das wollten die Andern nicht zugeben, und der Gelbfüßler sagte: Ob er ihn verdiene oder nicht, darüber wollte er nicht streiten; aber er sei einmal an der Spitze gestanden, und mithin – Und ich bin an der Spitze gegangen, sagte der Allgäuer, und Bygost! sagte er, ich will den sehen, der mir ihn nimmt. Nachdem sie lange Zeit so fort gehadert, nahm der Seehaas das Wort und sagte: Liebe Landsleute und Freunde, ich will euch was sagen: Die Welt wird einmal voll sein von unserer That, und es thut darum Noth, daß ein Siegeszeichen vorhanden bleibe auf ewige Zeiten. Weil wir nun aber dem Seehaasen selbst nicht die Haut abziehen konnten, sintemal wir ihn nicht erwischt, sondern fortgejagt haben über den Rhein, hinum ins Franzosenland, wo er um sich beißen soll, so viel er mag, so wollen wir statt dessen die Bärenhaut – ist Ein Ding, sagte er – sammt dem Spieß ausstellen in meiner Vaterstadt Ueberlingen, in deren Nähe die That vollbracht worden. Ist's euch recht, so hebt den Finger auf, und saget ja. Die Andern hoben den Finger auf, und sagten: ja; und der Allgäuer sagte: Ich sage nicht nein, und gab die Bärenhaut her, die sie dann an den Spieß steckten. Und so kamen denn die sieben Schwaben zu Frieden und Freuden, und zogen sodann in Ueberlingen ein unter dem Jubelruf: Victoria in Schwabenland! Drauf begaben sie sich alsogleich in die Kirche, wo sie Gott lobten und dankten für den glücklich errungenen Sieg. Nachher aber gingen sie ins Wirthshaus zum goldenen Kreuz, um auch ihren Leib zu laben mit Seewein. Und der Blitzschwab stimmte seine Fidel, und sang:


Nur närrisch sein, ist mein Manier,

Nichts b'halten ich begehre.

So trink ich lieber Wein als Bier,

Der Narren findt man mehre.


Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 181-182.
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