152. Schätze und Spuk auf der Burg Alteberstein.

[140] Vor ungefähr siebzig Jahren träumte einem Mann, Namens Haas, im Dorf Ebersteinburg drei Nächte hintereinander, er solle in dem dortigen verfallenen Bergschloß an einen gewissen Platz der Wand klopfen, dann werde er Geld genug bekommen. Auf den Rath eines guten Freundes, Namens Asal, in der Dolle bei Baden, dem er den Traum erzählt hatte, ging er auf das Schloß und klopfte an die bezeichnete Stelle. Da öffnete sich dieselbe, und er sah vor sich ein Gewölbe, worin drei große Kisten standen, auf deren jeder ein schwarzer Hund lag. Aus Furcht vor den Hunden wagte er jedoch nicht, näher zu treten, sondern machte sich geschwind davon. Nachdem er am andern Tage seinem Freunde das Geschehene erzählt und dieser ihm gesagt hatte, durch einen einzigen Wink hätte er die Hunde von den Kisten entfernen können, ging er abermals auf das Schloß und klopfte an die bewußte Stelle. Allein sie öffnete sich nun nicht mehr, und er mußte mit leeren Händen abziehen.

In einem Gewölbe der Burg liegen fünf Kisten voll Geld, ein Kegelspiel und Geschirre von Silber und ein goldenes Kalb verborgen. Dies hat eine Frau im[140] Ueberrhein offenbart, welche es durch den Bergspiegel erfahren.

Eine Frau, die im Schlosse Ziegen weidete, sah daselbst einen Haufen eiserner Nagelköpfe liegen. Sie steckte einen derselben ein und fand ihn zu Hause in Gold verwandelt. Schnell ging sie wieder auf die Burg; aber da waren die Nagelköpfe verschwunden.

Vor etwa zwanzig Jahren gruben im Advent mehrere Leute, fünfzehn Mondnächte hintereinander, nach den Schätzen des Schlosses. Schon waren sie auf eine Kiste gekommen, als einer auf einem Bocke daherritt. »Seht, da kommt einer auf einem Geißbock!« rief einer der Grabenden. Bei diesen Worten sank die Kiste stracks in die Tiefe, und Bock und Reiter verschwanden.

Ein Mann im Dorf Ebersteinburg hörte einst in der Nacht auf dem Schloß ein Krachen, wie wenn alles zusammenstürze. Als er am nächsten Morgen dort nachforschte, war kein Stein vom andern gerückt.

Andere Leute aus dem Orte haben nachts am Burgweg eine schneeweiße Frau stehen sehen.

Zwei Ochsen, welche bei Tag in der Nähe der Burg weideten, wurden plötzlich von einem solchen Schrecken befallen, daß sie wie rasend davon rannten. Da ihre Hüter etwas Schreckbares weder gehört noch gesehen hatten, so merkten sie wohl, daß es hier nicht geheuer sei und machten sich ebenfalls auf die Flucht.

Wenn es Krieg gibt, fliegt um das Schloß ein großer Vogel, der auf der Brust scheckig, sonst aber schneeweis ist.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 140-141.
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