321. Ermahnung zur Buße.

[296] Im Frühjahr 1842 geschah es zu Wiesenthal, daß zwischen die beiden Meßbuben, als sie zur Wandlung zusammenrückten, eine weiße Frau knieete. Hierüber erschracken dieselben so, daß sie zur Aufhebung nicht schellten, nach welcher das Weib verschwand. Als die Messe aus war, wurden die Knaben wegen des unterlassenen Schellens vom Pfarrer befragt und erzählten ihm, was ihnen begegnet war. Da befahl er ihnen, ihm am andern Tage wieder Messe zu dienen und, beim Vorkommen der Erscheinung, ein Zeichen zu geben. Dies thaten die Buben, als die Frau kurz vor der Wandlung wieder zwischen sie knieete, worauf der Priester sich umwendete und nach ihrem Begehren fragte. »Ich bin die Muttergottes,« erwiederte sie, »und komme euch zu verkünden, daß ich durch meine Fürbitte die schweren Plagen nicht mehr abwenden kann, mit denen mein Sohn die Welt[296] heimsuchen wird, wenn sie in ihrer großen Sündhaftigkeit verharret. Thuet deßhalb Buße und bessert euch, damit ihr nicht zeitlich und ewig unglücklich werdet!« Nach diesen Worten verschwand sie. Von andern Leuten als dem Pfarrer und den beiden Knaben ist sie weder gesehen noch gehört worden.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 296-297.
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