Vierter Auftritt.

[262] Der Park.

Die ganze Schar der Zecher strömt aus dem Hintergrunde hervor, lärmend und tobend. Einige sind mit Knotenstöcken, Andre mit Holzäxten, Andre mit Hämmern, und Mehrere mit bloßen Händen bewaffnet.


FAUST an der Spitze, mit der Peitsche knallend.

Den Platanus herunter!

ALLE indem sie ihn umhauen.

Bei'm Hörnerschalle,

Bei'm Peitschenknalle,

Philister, falle!


Der Platanus fällt.
[262]

FAUST.

Jeder fälle

Jetzt eine Pappel! 'S sind moderne Bäume!


Die Gruppe zerstreut sich, die Pappeln umzuhauen. Faust und Mephistopheles spazieren unterdessen auf und ab. – Eine Pappel fällt nach der anderen.


DIE UMHAUENDEN.

Bei'm Peitschenknalle,

Bei'm Hörnerschalle,

Philister, falle!

FAUST.

Die Büsten jetzt herunter!

ALLE indem sie die Büsten herunterschlagen und zertrümmern.

Bei'm Hörnerschalle,

Bei'm Peitschenknalle,

Philister, falle!

FAUST fürchterlich knallend.

Jetzt den Tempel

Gestürmt! Mir nach! Du, Mephistophel, mache

Hier Feuer unterdessen!


Alle folgen Faust, der den Apollon in der Mitte des Tempels herabwirft. Die Uebrigen fallen die Musen an, und hämmern auf die Säulen los. – Mephistopheles zündet zu gleicher Zeit ein großes Feuer an der Stelle des gefällten Platanus an. – Die Todtengräber kommen von verschiedenen Seiten her mit Schubkarren voll Bücher.


ALLE bei'm Niederreißen.

Falle, Musentempel! diene

Der Romantik als Ruine!


Die zwölf Knaben mit Posthörnern umringen die Tempelstürmer, und blasen. Till stellt sich in ihre Mitte, und trompetet. – Die Kuppel des Apollotempels stürzt ein.


TILL.

Jericho

Fiel auch so!

FAUST kömmt, von Einigen gefolgt, vorwärts, und läßt die Todtengräber abladen.

Mephistophel![263]

MEPHISTOPHELES mitten aus dem Feuer springend.

Hier!

FAUST.

Bist in Deinem Element! Lauf hin,

Und hole mir die Barbara! Sey schnell!


Mephistopheles verschwindet.


Indessen halt' ich hier Gericht. –

KLINGEL.

Jetzt merk' ich,

Was Du mit unsern Classikern gewollt. –

FAUST.

In's Feuer mit dem ganzen Plunder! Schürt!


Er nimmt ein Buch nach dem andern, und wirft's in's Feuer. Die Anderen folgen alle jauchzend seinem

Beispiele. – Die Todtengräber schüren. –


Quelle:
Baggesen, Jens: Der vollendete Faust oder Romanien in Jauer. Jens Baggesen's Poetische Werke in deutscher Sprache, Bd. 3, Leipzig 1836 [Nachdruck: Bern, Frankfurt am Main, New York 1985], S. 262-264.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der vollendete Faust oder Romanien in Jauer
Der vollendete Faust oder Romanien in Jauer

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Wolken. (Nephelai)

Die Wolken. (Nephelai)

Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon