1.

[79] In der Nähe des eine Meile östlich von Schwerin gelegenen Dorfes Peccatel, einige tausend Schritte von demselben entfernt, sieht man am Anfange der großen, ganz flachen Ebene des Dorffeldes nahe bei einander drei Kegelgräber. Das größte derselben steht noch unberührt, während die beiden kleineren aufgedeckt wurden.

In dem größeren Berge, Nummelsberg genannt, wohnen die Unterirdischen, die zuweilen ihre neugebornen Kinder ins Dorf brachten und ein Dorfkind dafür mit sich nahmen. Ein solches Unterirdischenkind, das im Dorfe war, wuchs nicht und gedieh nicht und ward nicht größer und stärker. Einmal sagte es zur Pflegemutter, sie möge ihm mal ein Stück aufführen, das es noch nie gesehen. Da zerschlug die Frau ein Ei und richtete es so an wie es der Bauer zu thun pflegt. Da sprach das Kind:


›Ik bün so olt

as Böhmer Gold,

cewerst so wat heww ik min Lewdag nich seen.‹
[79]

Darüber züchtigte die Frau das Kind stark. Da nahmen die Unterirdischen es zurück und haben seitdem keins wieder gebracht.

Auf dem Berge halten die Unterirdischen mitunter Tafel, wozu sie Kessel und andere Geräthe aus den übrigen Bergen leihen. Einmal kommt ein Knabe aus Peccatel, sieht die gedeckte Tafel und nimmt ein Messer von derselben. Die Tafel kann deshalb nicht wieder verschwinden. Zu Hause angekommen, wird er von seinem Vater gefragt, woher er das sonderbare Messer habe, und als er es gesagt, schilt ihn der Vater und heißt es ihn wieder hintragen. Als das geschehen, verschwand die Tafel sogleich.


Lisch in den Meklenburg. Jahrbüchern 9, 370 f.; vgl. Niederhöffer 2, 121 f.; Kuhn NS. 36, 1, 2; Schiller 3, 16.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 79-80.
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