111. Der dumme Teufel zu Eldena.

[97] Die Küstersfrau in Eldena war eines Abends mit Buttern beschäftigt. Die kleine Tochter ihrer Nachbarin stand dabei und fragte ›warum hängst du denn nicht die drei Knebel über das Butterfaß, wie meine Mutter thut?‹ Die Frau verstand nicht recht, was das Kind meinte, aber neugierig, wie sie war, beredete sie die Kleine, die Knebel zu holen und hängte sie über das Butterfaß. Kaum hatte sie den Butterstab ein Dutzendmal auf- und niedergehen lassen, als er ihr so schwer wurde, daß sie ihn nicht mehr zu handhaben vermochte. Sie hob den Deckel ab und fand das Faß voll der schönsten gelben Butter. Wie sie noch dastand und staunte über den Butterreichthum, kam ihr plötzlich ein Mannsgesicht vor Augen, das zur Thür hereinsah. Es war niemand anders als der Teufel, der beim Buttern geholfen und nun seinen Lohn haben wollte. Zum Glück für die Frau trat grade ihr Mann hinzu, und dieser, an dem Fremden unten den Pferdefuß bemerkend, ergriff die Knebel und schleuderte sie dem Teufel mit solcher Gewalt ins Gesicht, daß er rücklings zu Boden fiel. Als er sich wieder aufgerafft, wollte er wenigstens die Butter als sein Eigenthum mitnehmen. ›Nein,‹ sprach der Küster, ›die Knebel sind euer, aber die Milch war mein. Wir wollen thei len.‹ ›Gut,‹ sagte der Teufel. Da theilte der Küster, aber er nahm sich die größte Hälfte, denn der Teufel hatte in die Theilung gewilligt, aber nicht gleiche Theile ausbedungen.


Pastor Günther bei Niederh. 2, 168 ff. Eine ganz ähnliche Geschichte aus Boitzenburg durch L. Kreutzer bei Niederh. 3, 231 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 97.
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