117. Herr von Hagemeister.

[104] Zwischen Rostock und Ribnitz, ungefähr eine Viertelstunde von der Chaussée entfernt, liegt das Kämmerei-Gut Niederhagen. Vor vielen Jahren, so geht die Sage, wurde dies Gut von einem Herrn von Hagemeister bewohnt, der ein gar wildes wüstes Leben führte, seine Leute schlecht behandelte, und von dem man allgemein sagte, er und seine Frau hätten einen Pact mit dem Teufel geschlossen.

An einem stürmischen, regnerischen Tage hat denn der Teufel sich auch des Herrn von Hagemeister bemächtigt, und ist mit ihm durch die Decke des Wohnzimmers gefahren. Der Frau von Hagemeister, die eben in den Keller hinabgestiegen, hat er das Genick umgedreht, und in diesem Zustande wurde sie todt auf der Kellertreppe gefunden. Von Herrn von Hagemeister ist niemals eine Spur wieder gesehen worden, nur der große Blutfleck an der Zimmerdecke zeigt die Stelle, wo der Teufel sich einen Ausweg mit ihm gesucht. Noch heute sieht man bei anhaltend regnerischem Wetter in der tiefsten Ecke des Wohnzimmers einen feuchten Fleck.


F.M.; vgl. Niederh. 2, 16 f. Darnach war der gottlose Mensch ein Pächter. Derselbe sagte eines Tages zu seiner Frau, wenn er fort sei, solle sie mit denselben Pferden und Wagen fahren, womit er jetzt fahre. Darauf kommt ein Mann mit Schimmeln auf den Hof gefahren und fragt nach dem Hausherrn. Als er wieder fort ist, findet man den Hausherrn todt und Blut in seiner Kammer. Die Frau wurde bald darauf auch vom Teufel geholt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 104.
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