181. Der Fuchsberg bei Dodow.

[146] In dem Dorfe Dodow bei Wittenburg lebte eine alte Frau, die besaß einen Fuchsriemen. Mit Hilfe desselben konnte sie sich in einen Fuchs verwandeln und daher fehlte es auch an ihrem Tische nicht an Gänsen und Enten und allerlei Geflügel. Ihr Enkelkind wußte darum, und als einst der Schulmeister in der Schule vom[146] Zaubern sprach, erzählte das Kind von dem Fuchsriemen und brachte ihn am andern Morgen in die Schule mit. Der Schulmeister nahm ihn in die Hand, brachte ihn ahnungslos dem Kopfe nahe und plötzlich stand er in einen Fuchs verwandelt vor den Schulkindern. Die brachen in einen betäubenden Lärm aus, daß dem Schulmeisterlein Angst wurde und es mit einem Satze aus dem Fenster sprang. Es lief nach dem beim Dorfe gelegenen Berge und baute darin seine Höhle. Einmal aber wurde ein großes Treibjagen veranstaltet und unser Fuchs ebenfalls von den Jägern verfolgt. Ein Schuß traf ihn – da lag plötzlich vor dem verblüfften Schützen ein Schulmeister. Der Schuß hatte den Fuchsgürtel getroffen und zerrissen. Zum Andenken daran gaben die Dodower dem Berge, in welchem ihr Schulmeister gehaust, den Namen Fuchsberg.


L. Kreutzer hei Niederh. 4, 162 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 146-147.
Lizenz:
Kategorien: