194. Jäger Brandt.

[155] In der Rostocker Haide bei dem Dorfe Hinrichshagen steht auf einem Kiefernbestand ein Kreuz mit der Inschrift ›Jäger Brandt, gestorben 1699.‹ Dieser Jäger Brandt, erzählt man, wohnte in Markgrafenhaide und wollte eines Sonntags zum Abendmahl in die Kirche gehen. Unterwegs sah er einen großen Keiler im Walde liegen und sagte bei sich ›Wenn ich zurückkomme, schieß ich dich, daß dir die Eingeweide heraushängen, oder du schlägst mich, daß es mir so ergeht.‹ In der Kirche nahm er die Abendmahls-Oblate heimlich aus dem Munde, verbarg sie im Aermel und lud seine Büchse damit. Er traf das Schwein noch an der früheren Stelle, legte an und schoß, verwundete es aber nur, so daß es wüthend auf ihn losfuhr und ihm den Leib aufschlitzte. Es soll auch der Teufel erschienen sein, die Seele entführt und die Eingeweide zerstreut haben. In rauhen Nächten soll sich der Kampf wiederholen, so daß kein Arbeiter zur Nachtzeit sich an die Stelle wagt.


E. Garthe; poetische Fassung bei Niederh. 2, 137 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 155.
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