202. Ohnekopf.

[164] Den Weg von Alt-Strelitz nach der Domjüchmühle durchschneidet unweit des ›grünen Baumes‹ ein winziges Bächlein, das ›Jungfernbach‹ genannt wird, und unweit der Hägerwörde sich in den Oberbach, welcher die in der Stadt gelegene, sogenannte Binnenmühle treibt, ergießt. An einem Tage des Jahres erhebt sich Mittags, wenn die Stadtuhr Zwölf geschlagen, aus dem sandigen Grunde des Bächleins ein Mann, der seinen Kopf unter dem linken Arm trägt. Trifft es sich gerade, daß Jemand um diese Zeit des Weges nach der Domjüchmühle geht, so schließt der Ohnekopf sich dem Wanderer an und geleitet ihn stillschweigend bis an die Mühle. Dort verschwindet er aber plötzlich spurlos.


K. Petermann bei Niederh. 4, 123f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 164-165.
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