267. Die Alte mit der eisernen Elle.

[210] In Wattmannshagen bei Güstrow war mal eine Frau, die trug immer eine eiserne Elle, und wenn ihre Leute ihr etwas nicht recht machten, schlug sie sie damit. Als sie an einem Sonntag Morgens in die Kirche gehen wollte und ihr Dienstmädchen ihr Zeug nicht gleich zur Hand hatte, ließ sie sie an den Ofen binden und denselben heizen, so daß sie zuletzt verbrennen mußte. Die Alte aber nahm noch ihre eiserne Elle und schlug die Todte damit.

Ihre drei Söhne waren auch ganz gottlose Schlingel; sie schnitten allen Pferden die Schwänze ab und sagten, der Kutscher hätte es gethan. Da schlug die Alte ihn mit ihrer eisernen Elle, daß das Blut nur so floß. Da steckte ihr der Kutscher den ganzen Hof an und dann ging er hin und ertränkte sich. Der Fischer fischte ihn aus dem See heraus und die Alte wollte ihn auf dem Galgenberge begraben lassen. Aber der Schinder, der ihn hinführen sollte, konnte nicht am Kirchhof vorbei; da ließ sie vier, zuletzt acht Pferde vorspannen und da gings so eben und er wurde unterm Galgen begraben. Da nahm seine Schwester einen trockenen Haselbusch und steckte ihn auf das Grab und sagte, wenn der Stock grünen würde, dann wäre ihr Bruder unschuldig. Und der dürre Stock ward zuletzt ein großer grüner Busch.

Die Alte treibt, nachdem sie gestorben, Nachts von 12 bis 1 Uhr Kühe aus dem kahlen Bruch, die sie mit der eisernen Elle schlägt. Einst haben zwei Hofgänger eine goldene Uhr im kahlen Bruch hängen sehen. Wie sie ihre Hand darnach ausstreckten, haben sie zwei furchtbare[210] Maulschellen bekommen und eine Frau mit eiserner Elle hat sie unter grinsendem Lachen anfassen wollen, da haben sie aber ein Vaterunser gebetet und da ist sie verschwunden.


Erzählt von Fritz Drögmöller; aufgezeichnet von Sekundaner O. Wien aus Hohenfelde.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 210-211.
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