289. Geisterzug.

[223] Ein alter Fischer in Boizenburg hatte mit seinem Sohne bis in die Nacht hinein gefischt. Gegen 12 Uhr fuhren sie ans Land, um ein paar Stunden zu ruhen und dann die andere Seite des[223] Wassers auch durchzufischen. Denn von 12 bis 2 Uhr war es an der alten Kirche nicht recht geheuer, da hätten sie doch nichts gefangen. Der Sohn war eingeschlafen, auch der Alte wurde schläfrig, als er einen Lärm wie von Wagen und Pferden hörte. Es dauerte nicht lange, da kam ein langer Zug von Menschen, voran ein großer Mann in weißem Kleide, mit einem großen Kreuze, dahinter zwei und zwei lauter alte Kerls in bloßen Haaren mit langen braunen Röcken. Sie zogen nach der alten Kirche und verschwanden darin, nach einer kleinen Stunde kam der Zug wieder heraus und es ging wieder der Lärm wie von Pferden und Wagen los. Dann aber war nichts mehr zu sehen und zu hören.


Aus Boizenburg durch Candidat Meyer.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 223-224.
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