2.

[237] Es war einmal vor Jahren, als ein Lapitzer Bauer, der aber nun schon sehr lange todt ist, von Penzlin heimkehrte. Er hatte dort mehrere Einkäufe gemacht, weil er ›Kindelbier‹ auszusteuern hatte. Dabei ward wohl etwas mehr getrunken, als dienlich ist, und weil nun auch der Abend ziemlich dunkel war, so verfehlte der Mann den rechten Weg und anstatt gerade aus nach Lapitz zu gehen, ging er rechts über den Grapenwerder Damm nach dem Grapenwerder.[237] Als er hier ankam, sah er ein Feuer brennen und bei demselben zwei Männer beschäftigt. ›Da kannst du dir mal schön deine Pfeife anbrennen,‹ dachte unser Bauer in seiner Einfalt, und weil er etwas wortkarg von Natur war, so trat er, ohne ein Wort zu sagen, näher, nahm sich ebenso stillschweigend eine Kohle und legte sie auf seine Pfeife. Als es mit der ersten Kohle nicht gehen wollte, eine zweite und mit derselben Seelenruhe eine dritte, vierte u.s.w. und warf die unbrauchbaren ebenso unverdrossen bei Seite. Zuletzt, als er sah, daß all' sein Bemühen vergeblich war, wollte er sich auf den Rückweg machen. Da winkte ihm aber einer der Männer und bedeutete ihm, seinen Quersack aufzuthun. Die beiden Männer schütteten ihm von den glühenden Kohlen soviel in seinen Quersack, als er nur irgend zu tragen vermochte. Damit machte er sich denn endlich auf den Weg nach Hause, wo er erst spät in der Nacht keuchend und in Schweiß gebadet anlangte. Hatte man auch wegen des langen Ausbleibens des Bauern daheim viel Angst ausgestanden, so war nun doch die Freude um so größer als er seinen Quersack ausschüttete und lauter blanke Goldstücke aus demselben auf den Tisch rollten. Am andern Morgen ganz frühe aber machten sich etliche von seinen Leuten auf, um an der bezeichneten Stelle nachzusehen, ob dort nicht noch mehr von dem edlen Metall zu finden wäre. Sie konnten jedoch nichts entdecken, nur fanden sie die Goldstücke, welche der Bauer am Abend vorher als unbrauchbare Kohlen bei Seite geworfen hatte. Von diesem Funde soll sich des erwähnten Bauern Reichthum, welcher mindestens in Lapitz sprichwörtlich war, herschreiben; und auch seine Nachkommen sind noch bis auf diesen Tag wohlhabende Leute.


A.C.F. Krohn in Penzlin bei Niederh. 3, 14ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 237-238.
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