316. Jen schaufelt Gold.

[243] Am Johannistage hütete der Bruder eines Bauern in Sevekow, ein etwas einfältiger Mensch, die Ochsen seines Bruders am Glambeck, einem See, der die Grenze zwischen Buchholz und Kiewe auf meklenburgischer Seite und zwischen Sevekow auf preußischer Seite bildet. In der Mittagsstunde kommt Jen bei hellem Sonnenschein mit einem Backtroge voll Gold aus dem See und schüppt (schaufelt) am Ufer sein Gold um. Der Hirte sieht ihm ruhig zu und bleibt auch liegen, als Jen ihm zuruft, er solle doch zu ihm kommen; erst beim dritten Rufe steht er auf und geht hin. Auf Jen's Geheiß hält er seine Kittelschlipp auf, die ihm Jen voll Gold schüppt. ›Das hast du dafür, daß du mich hast so ruhig wirthschaften lassen.‹ Der Hirt nimmt das Gold mit nach Hause und das thut dem Jahncken-Hof in Sevekow noch heute gut.


Pastor Behm in Melz bei Röbel; nach anderer Aussage, gleichfalls von Pastor Behm mitgetheilt, ist der Hirt aus Buchholz und hütet die Pferde; statt Jen heißt in Buchholz der Goldzählende Rothjack.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 243.
Lizenz:
Kategorien: