331. Spinnerin weist einen Schatz.

[253] Die Frau eines armen Schusters, der zugleich Nachtwächter war, lag, während ihr Mann draußen die Stunden rief, bereits im Bette, da ging die Thür auf und herein trat ein Mütterchen mit einem Spinnrade und setzte sich zum Spinnen nieder. Nach einiger Zeit ging sie schweigend, wie sie gekommen war, wieder hinaus. Dasselbe wiederholte sich am nächsten Abend. Da erzählte sie es ihrem Manne und dieser rieth ihr, wenn das Mütterchen nochmals komme, es anzureden. Es kam auch wirklich am dritten Abende wieder, und als die Frau es anredete, sagte das Mütterchen, sie habe vor vielen Jahren dieses Haus als Spinnerin bewohnt und sich einen kleinen Schatz erworben, den sie aber, plötzlich vom Tode überrascht, Niemand habe zeigen können. Sie bezeichnete der Frau die Stelle und verschwand dann. Als die Frau es ihrem Manne erzählte, schalt sie dieser zuerst, aber er hob doch, wie das Mütterchen[253] gesagt hatte, die Steinplatte vom Feuerherd und fand richtig darunter den Schatz.


Lehrer F. Haase in Rostock.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 253-254.
Lizenz:
Kategorien: