2.

[279] Mitten im Walde liegt, nicht weit von der Stadt Sülz entfernt, ein kleines Wirthshaus, Mückenkrug genannt. Vor vielen Jahren, so erzählt man, hat sich hier vielfach eine große Schlange, mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe, gezeigt. Feiner wie alles[279] andere irdische Gold ist dieses Gold gewesen und hat einen ganz eigenthümlichen Glanz verbreitet. Von den Leuten wurde das Thier, ob dieser seiner Krone, der Schlangenkönig genannt. Der damalige Besitzer des Mückenkruges hatte einen kleinen Sohn und dieser hielt innige Freundschaft mit der Schlange. Er aß, trank und spielte mit ihr; kurzum die Schlange war sehr viel bei ihm und that dem Buben nie ein Leides. Späterhin, als aus dem Knaben ein großer erwachsener Bursche geworden war, erschlug er den Schlangenkönig – weshalb? darüber schweigt die Sage – und schenkte die Krone seinen Eltern, die sie verkauften und reiche Leute dadurch wurden.


Frau Dr. Niederhöffer bei N. 4, 42 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 279-280.
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