447. Unterirdischer Gang zwischen Schloß-Grubenhagen und Kirch-Grubenhagen.

[331] In einem Keller des Schlosses zu Grubenhagen, zwischen Teterow und Malchow gelegen, sieht man in einer Wand dieses Kellers einen 6 Fuß hohen und gegen 31/2 Fuß breiten Ausgang. Von diesem Gange versichert man aber, daß er sich von Schloß-Grubenhagen[331] bis nach der Kirche zu Kirch-Grubenhagen erstreckt, wo in einem Kirchengewölbe ein ähnlicher Ausgang sich befindet. Man ist bemüht gewesen, diesen Gang seiner ganzen Länge nach zu erforschen, und mehrere Waghälse haben sich unterstanden, eine ziemliche Strecke in diesen Gang hinein zu gehen, sind aber, ehe sie ein Viertel ihres Weges zurückgelegt haben, umgekehrt und haben gesagt, daß sie nicht wieder hineingehen möchten. Unter dem gleichweit von beiden Dörfern entfernt liegenden Teiche bestimmt man die Mitte des Ganges. Hier unter dem Wasser soll sich ein weites, geräumiges Gemach mit Kisten voll Gold und Silber befinden, die einem Hunde zur Bewachung übergeben sind, dem sich Keiner wegen seiner schreckenden Geberden nahen darf. An Johannistagen ist dieses schwarze Thier, nach dem schon erwähnten Teiche laufend, gesehen worden. Menschen ist er auf diesem Wege stets scheu ausgewichen. Auf Ansuchen des in dem Keller oft beschäftigten Gärtners ist dieser Gang wiederholt zugemauert worden; aber bis jetzt ist noch immer wieder dieser Verschluß wie von unsichtbarer Gewalt so weit eingestoßen, daß ein nicht allzugroßer Mensch bequem hineingehen kann.


Seminarist Diederichs; eine zweite Aufzeichnung aus dem Munde des Tagelöhners Ratzmann aus Grubenhagen, durch einen Seminaristen, berichtet, daß einem Tagelöhner in Grubenhagen geträumt habe, ›Unner den Durnbusch bläuht din Glück‹; er habe darauf in der folgenden Nacht an dem bestimmten Orte ein Loch in die Erde gegraben und sei auf eine eiserne Thür gestoßen, die in ein leeres Gewölbe geführt, aus welchem wieder eine Thür in ein anderes mit Gold- und Silbersachen gegangen sei. Er nahm von den Sachen mit sich, erzählte es seinem Gutsherrn, und als man am nächsten Tage weiter forschte, entdeckte man ein drittes Gewölbe, in welchem ein schwarzer zottiger Hund war.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 331-332.
Lizenz:
Kategorien: