1.

[523] Unser Herr Christus wollte 'mal über einen Bach, und bat das Pferd, es solle ihn hinüber tragen. Das aber sagte, es hätte nur 'ne kurze Mittagsstunde und wäre noch nicht satt. Da sagte der Herr Christus, so solle es den halben Tag fressen können und doch nicht dick werden. Darauf kam er zu einem Rinde und das fraß auch. Als er das bat, es solle ihn hinübertragen, da sagte es, es hätte wohl nur eine kurze Mittagsstunde, aber es wollte das doch gern thun. Da sagte er, so sollte es von nun an in einer Stunde sich dick fressen können. Darum kann man ein Pferd nicht in einem halben Tage dick füttern, aber ein Rind frißt sich in einer Stunde satt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 523.
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