230.

[64] Eine Braut bei der Trauung unfruchtbar zu machen. Man suche etwas von den Menses der Braut zu bekommen, z.B. einen Lappen aus ihrem Hemde mit den blutigen Flecken. Dann schaffe man sich ein neues Vorhängeschloß an und stecke den Lappen in das Loch, durch welches der Bügel geht. In demselben Augenblicke, in welchem die Braut mit ihrem Bräutigam bei der Trauung eingesegnet wird, drücke man das Schloß zu und werfe es in den Brunnen, aus dem die jungen Eheleute ihr Kochwasser holen. Von Zauberworten bei diesem Verfahren konnte Referent nicht vernehmen; sie scheinen dabei ganz zu fehlen.

Zu Gr.-Methling ward vor vielen Jahren ein junges Mädchen an einen Hauswirth verheiratet. Sie hatte in ihrem letzten Hemde ein mit Fleiß geschnittenes Loch bemerkt und weigerte sich deshalb wochenlang mit vielen Thränen mit ihrem Manne zu Bett zu gehen. Man säuberte endlich den Brunnen aus und fand in demselben ein neues Vorhängeschloß, in welchem der Lappen von dem Hemde war.[64] Die junge Frau gab sich hierauf ihrem Manne hin und gebar viele Kinder.


Meklenburg. Jahrbücher 5, 118.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 64-65.
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