239.

[66] Fromm, Meklenburg 108 und 123 ›Die Verehrung, welche dem Thor als Gotte der Fruchtbarkeit erwiesen wurde, zeigt sich noch bei bäuerlichen Hochzeiten, wo die Butter in Gestalt eines Hahnes auf den Tisch gesetzt wird.‹ – Wiechmann, Meklenburgs niedersächs. Literatur I, 37 Anmerk. ›Noch jetzt ist es in Meklenburg, z.B. in den Dörfern bei Goldberg, Sitte, daß die Brautjungfern der Braut einen früher aus Butter, jetzt aus Thonerde geformten, mit Federn und künstlichen Blumen gezierten Hahn bringen, während der Bräutigam von seinen Führern ein eben solches Huhn erhält.‹ – Auf Strelitzische Dörfer scheint sich zu beschränken, was W. Heyse De Meklenbörger Burhochtid, Berlin 1862, S. 89, bemerkt ›Brudhaohn=Brauthahn: ein in Form eines Fasses aus Holz gefertigtes Gestelle, nach welchem ein Wettreiten stattfindet. Oben auf demselben steht ein Hahn; unten ist eine Stange angebracht, welche zum Tragen desselben dient. Rings herum befinden sich kleine Zapfen, daran Bänder, Tücher, Rauschgold und Schnüre mit Aepfeln und Nüssen hängen.‹ – Nach unseren Polizei- und Landordnungen aus dem 16. Jahrh. zu schließen, scheint der Name Brauthahn auch für die Collation üblich gewesen zu sein, mit welcher, wie mit dem Hahnenbier auf den Dörfern, die Ueberbringer des eigentlichen Brauthahns regalirt wurden. In der Policey- und Landtordnunge v.J. 1562, S. 121, heißt es ›Es sol[66] auch hinfüro weder Braut noch Breutgam eines des andern Freunden, noch jemandt anders keinerley Ringe, Hembder, Tücher noch andere gaben schencken vnd geben. – Vnd dieweil bis anhero ein vnnoturfftiger gebrauch gewesen, das auff den Hochzeiten Brauthanen von Zucker, Confect, Wein vnd anderm (in der Ordeninge v.J. 1516: tho Brutlachten vele Bruthanen van Sucker vnd auergatener specerie) gegeben sein worden, so ordenen wir, das sollichs nhun hinfürder auch abgestellet, vnd keinerley Brauthanen gegeben werden sollen, es weren den Epffel, Birn, Nüsse vnd dergl. geringschetzige dinge. In massen wir dan auch geleicher gestalt das Hanenbier, bey wellichem die jungen leute auff den Dorffern offtmals viel vnraths stifften vnd anrichten, gantz vnd gar hiemit abgethan vnd verbotten haben wollen.‹ Schon im J. 1339 gebot der Wismarsche Rath ›Sponso et sponse nullus gallus aut gallina ab exteris de vespere portari debet, nisi in illa domo sit decoctus, in qua nupcie celebrantur‹ und wieder im J. 1398 ›Preterea de vespere cum sponsus et sponsa in lecto fuerint, possunt ibi manere sex femine per istud pro comedendo et bibendo, quae ipsis proponuntur, et non plures, nec eciam debebunt sponso galli portari ab exteris, cuiuscunque speciei fuerint, s.p. X marcarum argenti‹ (Burmeister, Alterthümer des Wismar. Stadtrechts 18, und Derselbe, Die Bürgersprachen und Bürgerverträge der Stadt Wismar 28).


Schiller 3, 17. Vgl. Beyer in den Meklenburg. Jahrb. 20, 182.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 66-67.
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