436.

[113] Ein wunderbarer Aberglaube ist der von den ›Mitessern‹ (Mit-ęters). Sind Kinder kränklich, bleich, wollen nicht wachsen, ohne daß man eine bestimmte Krankheit anzugeben wüßte (kwinen sei, hebben sei kein Dęg), so sollen ›Mitesser‹, das heißt Würmer, die unsichtbar in der Haut und tiefer innen leben, die Nahrungsstoffe aber dem Kinde entziehen, daran schuld sein. Die stammen von bösen Leuten, die dem Kind ›etwas angethan‹ haben. Die Landfrau geht dann zu einer Betrügerin, dei wat gegen dei Mit-ęters weit. Diese badet das Kind, beräuchert es mit irgend einem Kraut, was die Mitesser veranlassen soll, zum Vorschein zu kommen, und reibt es dann mit Mehl und Honig ab. Die ›Wribbels‹, die dabei entstehen, gelten dann zum Theil für die Würmer. Wird von Monat zu Monat erneuert.


H. Schmidt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 113.
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