1441[289] e.

Ich weiß mich noch zu erinnern, als ich ein kleiner Junge war, daß meine Gespielen, die Dorfbuben in Dolgen, am Johannistage stets mit bekleideten Füßen einhergingen, während sie sonst fast immer barfüßig liefen, denn ihre Eltern hatten ihnen dies[289] am Johannistage streng verboten, weil der böse Krebs an diesem Tage fliegt und sich unter die nackten Fußsohlen setzt, um Stiche zu versetzen, die den Tod zur Folge haben. Doch meine Eltern sind durchaus nicht abergläubisch und ich verspottete damals meine Kameraden, ja ich war so heldenmüthig, Stiefel und Strümpfe auszuziehen trotz der Warnungen der Dorfkinder, und lief barfuß vor ihnen auf und ab. Die kleinen Buben schauten sehr bedenklich ob meines Leichtsinns, den sie für frevelhaft hielten. Ob ich ihren Glauben aber erschütterte, weiß ich nicht mehr.


Wirthschafter L. Thilo in Neuheinde.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 289-290.
Lizenz:
Kategorien: