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Wird das Korn angemäht, so gehen die Herrschaften gleich am ersten Tag aufs Feld. Haben sie dort einige Worte mit Mähern und Binderinnen gesprochen, so tritt eines der Mädchen zu ihnen und bindet sie, indem sie Kornhalme mit daran sitzenden Aehren oder ein seidenes Band nimmt und einem Jeden um den Arm bindet, wobei sie spricht:


Hier will ich den Herrn binden

Mit lieblichen Dingen,

Mit fröhlichen Sachen,

Viele Complimente kann ich nicht machen,

Sie mögen mir geben groß oder klein,

Ich will damit zufrieden sein.


Allgemein.


Die Binderin fragt:


Ist es erlaubt, den Herrn (oder: die Frau etc.) zu binden?


Dann bindet sie und sagt:


Mit lieblichen Dingen,

Mit lieblichen Sachen,

Viele Complimente kann ich nicht machen.

Ist das Band auch schlecht,

Ist der Wunsch doch recht.

Der Herr möcht so gütig sein,

Beschenken mir das kleine Bändelein;

Das kleine Bändelein nicht allein,

Das möcht dem Herrn seine Ehre sein.


Oft streicht der Vormäher die Sense dazu.


Aus Brütz. Pastor Bassewitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 296.
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