Berichtigungen.

[461] Zu Bd. I, Nr. 47. Der Riese Jörn (Jürn) wollte über den Krakower Binnensee eine Brücke schütten; doch beim Werke zerriß seine Schürze, in der er Erde herbeitrug. Dadurch entstand der Hügel, der als Halbinsel in den See vorspringt und auch heute Jörn- oder Jürnbarg heißt. Erzürnt stieß der Riese seinen Besen verkehrt in die Erde, daß derselbe an der Scheide gegen das jetzige Charlottenthal als Baum anwuchs, und verließ die Gegend.


Aus Krakow. Nerger. – ›Ich mache noch auf die Identität des Jörn, Jürn, bei Krakow mit dem Woren bei Groß-Bölkow (Nr. 44.) aufmerksam.‹ Woren aber ist = Woden.

Nerger.


Zu Bd. I, Nr. 151. Vgl. auch die Erzählung von W. Ahlers, Historisch-topographische Skizzen aus der Vorzeit der Vorderstadt Neubrandenburg, Neubrandenburg 1876, S. 85 f.


Zu Bd. I, Nr. 492. Die Inschrift lautet nach W. Ahrens Skizzen S. 116, vielmehr


Ich heyte Herman Ramt,

Ich byn tam

Zam eyn lam. Amen.


Sie bezeichnet unzweifelhaft den Gießer.


Zu Bd. I, Nr. 508. Nach Mittheilung von Lehrer Schwartz, in welcher aber kein Ort genannt ist, singt die Glocke
[461]

Hanna Sanna, dei mi got,

Is dod,

Liggt in 'n Kal'ner Lindholt.


Zu Bd. I, Nr. 537. Aehnliche Sage von einem Wollenweber in Neubrandenburg, der in einer stürmischen Winternacht bei der Heimkehr sich verirrte, dann endlich den Klang der Glocken der Stadt vernahm, und, glücklich zu Hause angekommen, gelobte, eine Stiftung zu gründen, aus der die Mittel zum Läuten der Wächterglocke der Marienkirche in der Zeit von Michaelis bis Ostern, Morgens 4 Uhr und Abends 9 Uhr, bestritten wurden. Vgl. W. Ahlers, Skizzen S. 113.


Zu Bd. I, Nr. 556. Vgl. W. Ahlers, Skizzen S. 105.


Zu Bd. I, Nr. 608. In anderer Fassung nach Mittheilung vom Steueraufseher Ziegler lautet die Sage folgendermaßen: Die Stadt Parchim besitzt bekanntlich große Waldungen und eine bedeutende Kämmerei. Um briefliche und mündliche Mittheilungen in die Kämmereidörfer gelangen zu lassen, hält die Stadt einen Rathsboten, welcher zur Zeit der Geschichte Bremer hieß. Aus dem Munde eines Nachfolgers desselben habe ich die Erzählung vernommen. Zu den Kämmereidörfern gehört das unmittelbar an der Elde liegende Kirchdorf Slate. Will man von Parchim dorthin gelangen, so führt der nächste Fußweg durch das gleich bei Parchim liegende Buchholz, welches in dem am äußersten Ende liegenden sogenannten Patenberge zu einer Höhe von mehreren Hundert Fuß ansteigt. Hier fällt der Berg ziemlich steil ab, und man erreicht in etwa zehn Minuten die Elde. Um nach Slate zu gelangen, wird man in einem Boote über die Elde gesetzt. Die Fährstelle befindet sich seit undenklichen Zeiten bei der unmittelbar an dem Flusse liegenden Hufe des Hauswirths Lehmkul. Von dem Patenberge, der mit hohen Buchen bewachsen ist und in dem sich links vom Wege ein freier Platz befindet, wurden von Alters her allerlei Spukgeschichten erzählt, so unter Anderem, daß an einem bestimmten Baume in jeder Nacht zwischen 12 und 1 Uhr eine brennende Laterne hänge. Der Rathsdiener Bremer war[462] eines Tages in Dienstangelegenheiten aufs Land geschickt, kehrte Abends spät in Slate beim Fährmann Lehmkul ein, und bat diesen, ihn über die Elde zu setzen. Lehmkul, mit Bremer befreundet, bietet ihm Nachtquartier an, um ihn nicht in so später Nacht den vielverrufenen Patenberg und namentlich die brennende Laterne passiren zu lassen. Allein Bremer besteht auf Ueberfahrt, um dem Rathsherrn, der ihn entsandt, einem Kaufmann, der namentlich mit Korn handelte, am frühen Morgen Bericht abstatten zu können. Bremer geht, und kaum hat er die steile Anhöhe erreicht, so sieht er auch die Laterne links von seinem Wege brennen. Entschlossen geht er weiter, nun aber sieht er rechts vom Wege den freien Platz im Holze hell erleuchtet, und um aufgestellte Tische etwa dreißig verstorbene Parchim'sche Rathsherren, mit langen Pfeifen, in Schlafröcken, Karten spielend um dieselben sitzen. Bremer zieht die Mütze und will mit einem ›Guten Abend‹ an der Gruppe vorübergehen. Da steht einer der Herren von seinem Sitze auf, geht auf Bremer zu, und beauftragt ihn, den Herrn Bürgermeister zu grüßen und ihm zu sagen, er möge sich bereit halten, sein Stuhl wäre bis auf den letzten Stieper (Sprosse), der morgen Mittag um 12 Uhr eingesetzt werde, fertig. Bremer kommt nach Mitternacht in Schweiß gebadet nach Hause, und legt sich, nachdem er alle Anerbietungen seiner Frau, Speise zu sich zu nehmen, abgelehnt hat, ins Bett und schläft bis zum hellen Morgen. Nun geht er zu seinem Rathsherrn, stattet diesem Bericht über seine Reise ab, und er zählt, was er in der Nacht gesehen und gehört hat. Der Rathsherr lacht Bremer aus, und sagt ihm, daß er noch gestern Abend mit dem Bürgermeister Whist gespielt und jenen gesund verlassen habe, er, Bremer, müsse also geträumt haben. Dieser bleibt aber bei dem Erzählten, und weist die Annahme geträumt zu haben, entschieden zurück. Um sich von dem Wohlbefinden des Bürgermeisters zu überzeugen, gibt der Rathsherr Bremer den Auftrag, jenen zum Frühstück einzuladen. Bremer trifft denselben wohlauf an. Der Bürgermeister nimmt die Einladung an und kommt gegen 11 Uhr zum Rathsherrn. Beide Herren setzen sich an den Frühstückstisch und lassen es sich bei einem Glase Weine und heiterer Unterhaltung gut schmecken. Nach längerem Sitzen steht der Bürgermeister auf, um sich einmal über den Hausflur[463] in den Hof zu begeben. Einige Augenblicke später hört der zurückgebliebene Rathsherr ein Geräusch auf dem Flur, und hinauseilend sieht er den Bürgermeister zerquetscht unter einem schweren, aus der Winde gefallenen Kornsack liegen. In diesem Augenblick ertönen von dem Thurme der alten Marien-Kirche zwölf Schläge.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 461-464.
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