Die Schönheit.

[15] Schön bin ich, Sterbliche, gleich einem Traum von Steine,

Und meine Brust, die nichts als Wunden euch gebracht,

Erfüllt des Dichters Sinn mit einer Liebe Macht,

Die stumm ist wie der Stoff und strahlt in starrer Reine.


Gleich einer Sphinx thron ich in blauer Lüfte Wehn,

Schnee ist mein Herz, mein Leib weiß wie des Schwans Gefieder,

Bewegung bleibe fern dem stillen Ruhn der Glieder:

Nie wirst du weinen mich und niemals lachen sehn.


Wißt, daß die Dichter vor den mächtigen Gebärden,

Die ich den Statuen leihe, stolz und schicksalsschwer,

Mich zu betrachten Herz und Sinn verzehren werden;


Mein sind, stets zu erhöhn der Liebenden Begehr,

Zwei Spiegel, drin verschönt sich alle Dinge malen:

Die Augen, groß und weit, die ewge Klarheit strahlen.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 15-16.
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Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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