Achter Auftritt

[95] Zimmer in Fausts Hause.


FAUST kömmt wieder in sich vertieft gegangen. Nun ist kein Oertchen im Hause, wo ich nicht war; aber das Oertchen der Ruhe habe ich nicht gefunden. Es muß schwer zu finden seyn. – Ich weiß doch, wo es ist: zehn Spannen tief in der Erde, wo es mit einem Rasenhügel bedeckt wird. Wer doch da wäre, wer doch ruhig einschlafen, und nicht wieder erwachen könnte! Ich möchte mich so gern in die Erde verbergen; denn mir graut vor dem, was mich auf derselben erwartet.

EIN JUDE kömmt mit Büchern in dem Arme. Da bring ich Bücherla zum Schacher.

FAUST. Hast Du keinen Schlaf zu verkaufen?

JUDE. Herr, es ist etwas Rares, wie's im ganzen Lande nicht mehr gefunden wird.

FAUST. Hast Du keinen Schlaf zu verkaufen?

JUDE. Ei ja wohl! Aus diesen Büchern läßt sich alles nehmen: Schlaf, Ruhe, Geld, Vergnügen! Schauen Sie nur auf! Hier ist Salomons Schlüssel; etwas kostbares, mit keinem Gelde zu bezahlen! Hier habe ich den Planetengeist, hier ist[95] Albertus magnus, und dies ist der Geisterzwang. Herr, aus der Hölle kommen die Geister, wenn Sie darin lesen!

FAUST. Aus der Hölle sagst Du? Was willst Du haben?

JUDE. Drei Ducaten, aber so wahr der Herr lebt, keinen Heller weniger.

FAUST besieht das Buch. Hier hast Du Geld, nun geh! Für sich. Ich muß eilend kaufen, morgen möchte ich nicht bezahlen können.

JUDE. Ade Herr! Viel Glück und Seegen! Ab.

FAUST. Geister aus der Hölle? die kann ich brauchen; besser wie Menschen. Zieht ein Papier aus der Tasche, und küßt es. Du, und dies Buch hier, ihr seyd nun mein einziger Trost!


Quelle:
Benkowitz, Karl Friedrich: Die Jubelfeier der Hölle, oder Faust der jüngere. Berlin 1801, S. 95-96.
Lizenz:
Kategorien: