Erster Auftritt

[152] Zimmer Fausts. Faust kömmt herein.


FAUST. Ich habe meine Seele verkauft, und bin um das Kaufgeld betrogen. Das schmackhafteste Gericht an der Tafel des Lebens ist Ruhe; ich kenne sie nicht mehr. Satan kann nicht geben, was in der Hölle nicht ist, wenn er es auch verspricht. Solche Seelenlabungen hat sich der Ewige vorbehalten. Wohl, so will ich wenigstens Genuß. Hephata Gehenna! Gog herbei!

GOG erscheint. Was begehrst Du von mir?

FAUST. Dein Herr und Meister hat mich schändlich hintergangen; er hat den Balsam der Ruhe in mein Herz gießen wollen, und es tobt schrecklich darin! Ein Sturm wütet in meinem Innern.

GOG. Du hast ihn selber erregt.[152]

FAUST. Stille ihn! Gieb mir Genuß, Zerstreuung!

GOG. Was begehrst Du? Nenn es!

FAUST. Zeige mir etwas, in dessen Innern es wie eine Hölle wütet, und das sich dann zum Entsetzen aller Lebenden umher Luft macht; zeige mir mein Ebenbild!

GOG. Dein Ebenbild? Wo ist es?

FAUST. Elender Teufel, kannst Du nicht rathen? Zeige mir den Vesuv, wie er Flammen gen Himmel sprützt, und mit der ganzen Natur umher im Hader liegt!

GOG. Halte Dich an mein Gewand! Führt ihn hinweg.

Quelle:
Benkowitz, Karl Friedrich: Die Jubelfeier der Hölle, oder Faust der jüngere. Berlin 1801, S. 152-153.
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