Zwölfter Auftritt.

[31] Quisenow ängstlich auf der einen, Auguste fest und entschlossen auf der andern Seite der Bühne.


QUISENOW. Au – Au – Die Angst stößt ihm das Wort plötzlich heraus. Auguste!

AUGUSTE. Nun, brennt's?

QUISENOW. Du warft sehr hart gegen Bernhard – du hättest diesmal noch gestatten sollen, daß ich mein Geld –

AUGUSTE. Still! Sapperment noch mal! Der Mann tut gerade als wenn er was zum Verschenken hätte!

QUISENOW. Wenn ich aber gar nichts mehr reden darf –

AUGUSTE. Nun ist es bald aus mit dem Widersprechen? Du kennst mich – Fritzchen, du weißt, wenn ich böse werde –

QUISENOW. Tue das nicht, mein Kind – es ist dem dringendsten Bedürfnisse bereits abgeholfen!

AUGUSTE stampft auf. Ruhig! – Aber was ist denn das? Sie sieht nach der Uhr. Halb neun Uhr und noch keinen Kaffee! Da hast du deine Mamsell, deine schöne Köchin, Fräulein Agnes – die dir so sehr gefallen hat.

QUISENOW. Ach, gefallen hat. Sie ist ein gutes, wohlerzogenes Mädchen, die nur in den Dienst gegangen ist, um mit ihrem Lohn ihre Eltern unterstützen zu können. Die kann man doch wahrhaftig nicht wie'n ordinären Dienstboten behandeln.

AUGUSTE. Sie erkennt es aber nicht an, sie vernachlässigt ihren Dienst, sie hat sich wie ne Prinzessin. Es ist jetzt halb neun Uhr und wir müssen noch auf den Kaffee warten.

QUISENOW läutet sehr leise. Sie ist vielleicht noch auf dem Markte.

AUGUSTE. So läute doch ordentlich. Sie läutet aus Leibeskräften. – Helltönende Glocke. Das sollte mir fehlen, solche Person im Hause! Na warte, noch heute jage ich sie zum Teufel!

QUISENOW. Ich muß meiner Frau das Bett so stellen fassen, daß sie unmöglich mehr mit dein linken Fuß aufstehen kann.

AGNES mit Kaffeezeug, tritt auf.


Quelle:
O.F. Berg und D[avid] Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht. Leipzig [o.J.], S. 31-32.
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